Duisburg. .

Selten war eine Anklageschrift so brisant wie die zur Loveparade in Duisburg. Seit Wochen ringen die zuständigen Staatsanwälte und der Düsseldorfer Generalstaatsanwalt um deren endgültige Fassung. Doch es deutet sich an, dass einer der großen Befürworter der Raverparty nicht unter den voraussichtlich zehn Angeklagten sein wird: Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe. Dabei galt er als der Mann, der das Event im Auftrag von OB Adolf Sauerland (CDU) durchsetzte.

„Wenn Rabe nicht angeklagt werden sollte, dann hat es den Anschein, als ob man in diesem Fall wirklich die Kleinen hängt und die Großen laufen lässt“, erklärt Julius Reiter, der Düsseldorfer Anwalt, der rund 100 Loveparade-Opfer und deren Angehörige vertritt. Reiter: „Das irritiert schon sehr, wenn weder Schaller noch Rabe noch die Polizei zur Verantwortung gezogen werden.“

Wie diese Zeitung berichtete, sollen zu den Angeklagten Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent gehören sowie des Bauamtes der Stadtverwaltung, allen voran der inzwischen pensionierte Baudezernent Jürgen Dressler. Ausgerechnet er, der sich mit ei­nem Teil seiner Leute mehrfach vehement geweigert hatte, dafür die Verantwortung zu übernehmen.

So hatte Dressler noch vier Wochen vor der Loveparade einen Besprechungsvermerk der Leiterin des Amtes für Baurecht, Anja Geer, handschriftlich mit dem Zusatz versehen: „Ich lehne aufgrund dieser Problemstellung eine Zuständigkeit und Verantwortung ab. Dieses entspricht in keinerlei Hinsicht einem geordneten Verwaltungshandeln und einer sachgerechten Projektsteuerung.“

Die Juristin Geer hatte in dem Vermerk über eine Besprechung mit vielen Teilnehmern (Lopavent, Ordnungsdezernat, Feuerwehr) sehr deutliche Kritik an mangelndem Brandschutz und an den ihrer Ansicht nach zu engen Fluchtwegen geäußert. Ihr Schreiben, das kurz nach der Besprechung am 18. Juni 2010 abgefasst wurde, enthält auch den Hinweis: „Herr Rabe stellte in diesem Zusammenhang fest, dass der OB die Veranstaltung wünsche und dass daher hierfür eine Lösung gefunden werden müsse.“

Über Ordnungsdezernent Rabe weiß nun der „Spiegel“ in seiner neuen Ausgabe zu berichten, dass auch er die Loveparade ursprünglich kritisch gesehen habe. Erst als aus der Großveranstaltung im öffentlichen Raum eine durch Zäune abgeriegelte geworden sei, für die nicht mehr sein Dezernat zuständig und damit auch verantwortlich sein würde, sondern das Baudezernat, soll sich seine Haltung verändert haben.

Wolfgang Rabe leitet bis heute das Ordnungsdezernat. Seine Amtszeit endet im Frühjahr. Es heißt, eine Wiederwahl sei nicht zu erwarten.