Berlin. .

Dieser Coup ist der Kanzlerin gelungen. Mag die SPD für ihren Mitgliederentscheid viel Beifall bekommen, für die Sensation der Kabinettsbildung sorgte die CDU-Chefin: Die Berufung von CDU-Vize Ursula von der Leyen zur ersten Verteidigungsministerin der Republik verschiebt die Gewichte im Kabinett und löst für Merkel gleich mehrere Probleme.

Eine Frau als „Mutter der Kompanie“ ist in Deutschland ein Experiment, auch wenn von der Leyen bei internationalen Treffen demnächst bewährte Kolleginnen aus den Niederlanden und Schweden begrüßen kann. Die zierliche 55-Jährige ist für die Herausforderung aber gut geeignet: Sie hat acht Jahre Regierungserfahrung, ist durchsetzungsstark und extrem ehrgeizig – dass sie sich in der Truppe Respekt verschaffen kann, gegebenenfalls auch mit ihrem berühmten Kampflächeln, ist kaum eine Frage. Reizen dürften von der Leyen, die mit dem Außenministerium geliebäugelt hatte, auch die internationalen Bezüge des Amts, etwa im Nato-Rahmen. Sie ist in Brüssel geboren, spricht mehrere Fremdsprachen.

Allerdings: Das Ressort mit seinem riesigen Apparat, der unvollendeten Wehrreform und den stets lauernden Risiken der Bundeswehr-Einsätze gilt als schwierig. Andererseits darf man sicher sein, dass von der Leyen eine ähnliche Medienaufmerksamkeit organisieren wird wie ihr Vor-Vorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU).

Für sie selbst ist es eine unverhoffte Chance: Ihr gar nicht so glänzend geführtes Arbeitsministerium verliert sie an die SPD, gegen die Abschiebung ins Gesundheitsministerium hat sich die studierte Medizinerin vehement gewehrt. Nun setzt Merkel ein Zeichen: Für die Modernität der CDU. Und wohl auch für ihre Nachfolge. Der Kanzlerin war die CDU-Vize zuletzt zwar eher unbequem, etwa im Streit um die Frauenquote, aber so groß sind die Personalressourcen der Union nicht mehr. Wenn sich von der Leyen im neuen Job bewährt und den Deutschen als charmante Befehlshaberin (zunächst über die Bundeswehr) empfohlen hat, dürfte die Kanzlerkandidatur auf sie zulaufen – sofern Merkel sich tatsächlich zurückzieht. Von der Leyen gegen Gabriel: Zwei Niedersachsen könnten womöglich 2017 ums Kanzleramt kämpfen, das wird im Kabinett schnell spürbar werden. Vorerst stehen zwei starke Unionsfrauen gegen eine SPD-Riege, die die beiden wichtigsten Kabinettsposten an Männer vergeben hat.

Verlierer des geschickten Schachzugs ist der bisherige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU), der nur sehr ungern, aber in preußischer Pflichterfüllung leise murrend zurückgeht ins Innenministerium. Der Rest der CDU-Riege ergab sich für die Kanzlerin problemlos – Merkel greift auf bewährte und vertraute Kräfte zurück, weitere Experimente wollte sie nicht machen, nachdem ihr schon Kanzleramtsminister Ronald Pofalla von der Fahne gegangen ist.