Essen. . Sturmtief „Xaver“ hat sich am Donnerstag im Norden ausgetobt. Der Verkehr kam zum Erliegen, Schulkinder hatten sturmfrei. Nordrhein-Westfalen indes kam glimpflich davon. Am Flughafen in Düsseldorf gab es keine Einschränkungen. Anders sah es allerdings bei der Bahn aus.

Hoch im Norden Deutschlands tobt Orkantief „Xaver“, mit tosenden Wellen, Böen, Schnee und Blitzen, auf dem Düsseldorfer Flughafen gibt man sich gelassen. „Wir haben unsere Gerätschaften auf dem Vorfeld gesichert, die Hallentore geschlossen. Mit Problemen rechnen wir aber nicht!“, erklärt Flughafen-Sprecherin Serena Wiefers. Warten auf „Xaver“.

Der sich bis nach NRW schon ein wenig ausgetobt hat: Mit bis zu 105 Stundenkilometern erreicht er die östlichen Landesteile noch, kappt mit Blitzeinschlägen und umgestürzten Bäumen Bahnlinien, hinter Unna, zwischen Dortmund und Hamm, kurzfristig bei Oberhausen.

Am Airport müssen 24 Starts und Landungen abgesagt werden, Verbindungen in windumtoste Regionen: Amsterdam, Kopenhagen, Glasgow, Newcastle und natürlich Hamburg, wo nachmittags sämtliche Flüge gestrichen werden. Viele Weihnachtsmärkte im Ruhrgebiet schließen vorsorglich ihre Buden, wo das nicht geschieht, wie in Essen, herrscht gähnende Leere.

Sturmfrei für die Schüler in Schleswig-Holstein und Hamburg

„Sturmfrei!“ heißt es bei diesen Aussichten für Schüler in Hamburg und Schleswig-Holstein, während sich der Wind über Nord- und Ostsee aufbaut. 137 Stundenkilometer in der Spitze messen die heftigen Böen. In Dagebüll überspülen die Wassermassen den Fähranleger, in St. Peter Ording rollen die Wellen düster über den Strand, auf Hallig Hooge lugen einzig die Häuser auf ihren Warften aus dem Meer. Die Inseln sind vom Festland abgeschnitten, die Fähren haben den Betrieb eingestellt. Die Bahn steht.

Auch an anderen Nordsee-Anrainern fegt „Xaver“ nicht folgenlos vorbei. In Schottland, wo zeitweise 100 000 Menschen keinen Strom haben, kommt ein Lkw-Fahrer ums Leben, dessen Wagen der Sturm einfach umweht.

Ein zweiter Mann stirbt in einem englischen Park unter einem umgestürzten Baum. Tausenden in den Küstenregionen von Norfolk, Suffolk und Essex raten die Behörden, ihre Häuser zu verlassen: Es drohe „die schlimmste Sturmflut seit 60 Jahren“. Auch Belgien evakuiert 2000 Bewohner des Strandortes Bredene; hier fehlen schützende Deiche. „Ich hoffe“, so Bürgermeister Steven Vandenberghe, „dass wir morgen in demselben Dorf aufwachen wie heute.“

Hamburg gibt sich hanseatisch gelassen

Die Unwetterzentrale des Nachbarn Niederlande färbt im Laufe des Nachmittags die ganze Landkarte dunkelrot – für „schweres Unwetter“. Vor Texel kann eine Fähre den Hafen nicht anfahren, dümpelt in schwerer See. Nördlich von Amsterdam fahren keine Züge mehr, Bürgern wird dringend geraten, das Haus nicht zu verlassen. Was ohnehin die wenigsten planen: Donnerstagabend bringt Sinterklaas den Kindern die Geschenke – im Auto. Sein Pferd hat er stehen lassen.

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Hamburg gibt sich hanseatisch gelassen, sperrt elbnahe Straßen in Blankenese und setzt fest auf die Kraft der Deiche, obschon längst die Fischmarkt-Hallen im Wasser stehen. Für die frühen Morgenstunden dieses Freitags wird die Sturmflut erwartet, mit zwei bis drei Metern über dem mittleren Pegelstand. Doch die Hamburger sind sturmerprobt.

So falsch kann ihre Haltung nicht sein, schließlich hat sich auch Wetterexperte Jörg Kachelmann entschieden, das stürmische Ereignis bei Twitter unter #Pustekuchen zu kommentieren. Pustekuchen wie „ätsch, war doch nicht viel“. Und auch auf YouTube verbreitet er leichtere Stimmung. Nein, von einem extremen Ereignis könne nicht die Rede sein. Problematisch sei allenfalls das sehr lange Andauern der hohen Windgeschwindigkeiten an der Küste. Das könne zu einer „Ermüdung der Bäume“ führen.

Nur für Hamburg klingt Kachelmann besorgt: „Die Sturmflut morgen früh, die hat sich gewaschen!“ Warten auf Xaver.