Duisburg/Palo. . 24 Duisburger der Organisation I.S.A.R. haben ihr Ziel auf den Philippinen erreicht. Sie sollen in der zerstörten Stadt Palo die Verletzten versorgen. Auch Kindernothilfe und THW beginnen heute mit der Arbeit vor Ort.
Müde, durchnässt, verschwitzt und streng bewacht vom Militär sind die 24 Leute der Duisburger Hilfsorganisation I.S.A.R. (International Search und Rescue) am Donnerstagabend endlich dort angekommen, wo sie gebraucht werden – eine Woche nach dem verheerenden Taifun und fünf Tage nach ihrem Aufbruch
Die chaotische Lage auf den Philippinen hatte sie mehrfach aufgehalten; als die Gruppe den Ort Palo erreichte, 13 Kilometer von der Provinzhauptstadt Tacloban entfernt, war es schon wieder tiefe Nacht.
Erschöpft klingt die Stimme des Sprechers Mark Rösen durchs Satellitentelefon, es ist nach ein Uhr, aber Schlaf nicht in Sicht: Die Duisburger bauen ihr Lager auf, damit sie „wenigstens ein, zwei Stunden schlafen“ können.
WAZ-Spendenaktion 2013Am Morgen aber müssen sie mit der Einrichtung ihres medizinischen Behandlungsplatzes beginnen – auf dem Platz vor der Kathedrale. „Sehr viele arme Menschen“, hat man ihnen gesagt, würden dann wohl aus den Bergdörfern her gekarrt. Schwerst verletzte Leute, denen bislang niemand half – nur eine Krankenschwester, die in den vergangenen Tagen über 1000 Menschen behandelt hat: allein und ohne Medikamente.
Die hat Rösen nun bereits eilig nachbestellt. Die zwei Tonnen mitgebrachter Medizin werden nicht lange reichen, pro Tag können damit etwa hundert Patienten versorgt werden.
Keine Bäume, keine Dächer, keine Fenster, keine Autos
65.000 Einwohner hat Palo eigentlich, nur hat Rösen sie noch nicht gesehen. Verlassen sei die Stadt, „verwüstet und kaputt, wie von Bomben getroffen“. Ein paar Steinhäuser stehen noch, aber es gibt „keine Bäume, keine Dächer, keine Fenster, keine Autos“. Rösen weiß nicht, wo die Bewohner Palos sind, aber er ahnt: Sie werden kommen, sobald die I.S.A.R.-Ärzte einsatzbereit sind. „Sie können sich das nicht vorstellen“, ist der häufigste Satz, den er sagt – und er war schon in vielen Krisengebieten.
Von „Siff, Schmier und Dreck“ spricht Mark Rösen, und man weiß nicht recht, ob er von der Gegend spricht oder von sich und seinen Kollegen. Man kämpft mit dem Monsunregen, mit 40 Grad Hitze, mit Mücken, die Dengue-Fieber bringen – und mit dem kleinen Marschgepäck, dessen Inhalt nach fünf Tage mehr als erschöpft ist.
Auch das Technische Hilfswerk hat am Donnerstag sein Ziel erreicht, ist bis auf die stark betroffene Insel Cebu vorgedrungen. Die 24 Helfer, unter ihnen ein THW-Mann aus Schwelm und zwei weitere Mitarbeiter aus NRW, luden zunächst zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen, ein mobiles Labor zur Wasseranalyse und Werkzeug aus.
Heute sollen Team und Material auf dem Landweg von Cebu City aus in Richtung Norden verlegt werden. In der Region nördlich und westlich der Stadt Bogu will das THW bis zu 36.000 Menschen mit Trinkwasser versorgen.
Kindernothilfe baut „Oasen“
Die Duisburger Kindernothilfe eröffnet bereits heute vier Kinderschutz-Zentren, ebenfalls im Norden der Insel Cebu und im Osten Samars. „Dort bekommen rund 500 Kinder Essen, Schutz und medizinische sowie psychologische Betreuung“, berichtet Auslands-Vorstand Christoph Dehn, der die Hilfe vor Ort koordiniert.
Die soll ausgeweitet werden auf weitere Gebiete, die nach wie vor nur sehr schwer zu erreichen sind. „Hunger und Krankheiten“, erzählt Dehn, „bedrohen vor allem Kinder. Sie sind völlig schutzlos, weil Angehörige sich in der Notlage nicht mehr ausreichend um sie kümmern können.“ Man wolle den Kindern „Oasen im Chaos“ bieten. Am Freitag sollen Mitarbeiter der Kindernothilfe die Insel Bantayan erreichen.