Brüssel. .
Ist José Manuel Barroso sicher, dass sein Handy nicht abgehört wird? Erstaunliche Fragen richteten sich vor Beginn des EU-Gipfels an den Chef der Brüsseler Kommission. Die Amerikaner hören Angela Merkels Handy ab – nichts scheint unmöglich. Nein, versicherte Barrosos Sprecher, der Präsident und die Kommissare seien mit Qualitätstechnik ausgerüstet: „Wir haben keine Zweifel, dass diese Verbindungen vollständig geschützt sind.“
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz forderte angesichts der Abhöraffäre die Aussetzung der Verhandlungen mit Washington über ein Freihandelsabkommen. Nur mit Schulterzucken wird die Angelegenheit diesmal nicht abzutun sein.
Aufregung in Frankreich
Die Nachricht aus Berlin über den Lauschangriff auf die Kanzlerin brachte die Gipfel-Gemüter in Wallung. Zumal es sich bei Merkel nicht nur um die informelle „Chefin der Chefs“ handelt, sondern auch um die europäische Führungsfigur, die das sommerliche Enthüllungsgewitter über die Praktiken der NSA und anderer Dienste am gleichmütigsten hingenommen hatte.
Andere am Gipfel-Tisch hatten sich mehr aufgeregt. Frankreichs Präsident François Hollande etwa, nachdem „Le Monde“ berichtet hatte, die NSA habe binnen eines Monats über 70 Millionen Telefonate französischer Bürger abgehört.
Und der irische Premier Enda Kenny gab sich gestern in Brüssel eher abgeklärt: „Ich benutze immer dieses Telefon auf der Grundlage, dass jemand zuhören könnte“, so Kenny mit Blick auf sein Mobilgerät. Zumindest seit gestern wird das so mancher Regierungschef ähnlich handhaben.