Berlin. . Der Wähler hat gesprochen. Nun müssen die Parteien im neuen Bundestag sehen, wie sie mit dem Ergebnis zurechtkommen. Für die Liberalen endet im Oktober nicht nur eine Ära im Parlament, mit dem Abschied der Fraktion aus der Politik werden auch viele fleißige Zuarbeiterinnen und Zuarbeiter arbeitslos.
Als vor Jahresfrist die Schlecker-Märkte nach der Pleite des Unternehmens schlossen und Tausende vor allem weibliche Angestellte vor dem beruflichen Nichts standen, da war es der Wirtschaftsminister und FDP-Vorsitzende Philipp Rösler, der den um ihre Existenz bangenden „Schlecker-Frauen“ riet, sie sollten sich doch bitte selbst um eine „Anschlussverwendung“ für sich kümmern.
Kälter und herzloser hätte man es kaum ausdrücken können.
Nun, nach dem Wahldebakel der FDP, könnte man süffisant dazu überleiten, der gescheiterte Parteichef Rösler habe ja jetzt selbst ausreichend Gelegenheit, sich Gedanken um seine Anschlussverwendung zu machen. Tatsächlich muss man sich um das finanzielle Auskommen des beim Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde gestürzten liberalen Spitzenpersonals wohl keine Sorgen machen. Doch es gibt andere im liberalen Lager, die schlechter dastehen.
Denn: Der Rauswurf der FDP aus dem Bundestag ist fast so wie die Pleite eines kleinen mittelständischen Unternehmens. Auf einen Schlag verlieren 93 Bundestagsabgeordnete ihren Job. Jeder von ihnen hatte bisher etwa drei bis fünf Mitarbeiter, einige mit befristeter Festanstellung, andere mit 400-Euro-Verträgen. Dazu kommen die Zuarbeiter in den Wahlkreisbüros der Politiker im ganzen Land. Nach Angaben der Fraktion könnten insgesamt etwa 500 bis 600 Beschäftigte betroffen sein.
Fraktion als liberale Herzkammer
Die Bundestagsfraktion selbst hatte 120 feste Angestellte, deren Verträge Ende Oktober auslaufen. Viele hoffen, in anderen Fraktionen wie etwa bei der Union unterzukommen. Einige könnten auch in Ministerien zurückkehren. Die Fraktion war für die FDP eine Herzkammer. Noch 2012 gab sie allein mehr als fünf Millionen Euro für Öffentlichkeitsarbeit aus – mehr als die Fraktionen von Union, SPD, Linke und Grünen zusammen.