Gelsenkirchen. Ein Vater und sein Stiefsohn aus Gelsenkirchen-Hassel stehen unter Polizeischutz, nachdem sie einen kleinen Jungen und ein Mädchen in ihre Wohnung holten. Die Nachbarn hielten sie für Kinderschänder, ein Mob belagerte ihr Haus. Dabei sind sie den Eltern bekannt und wollten den verschmierten Kindern nur das Eis aus dem Gesicht wischen.

Farbschmierereien an der Hauswand, eine eingeworfene Balkontür, ein aufgebrachter Mob vor dem Haus: Zwei Männer in Gelsenkirchen-Hassel sehen sich offenbar einer Rufmord-Kampagne ausgesetzt. Nachdem der 59-Jährige und sein Stiefsohn (42) zwei kleine Nachbarskinder mit in ihre Wohnung genommen hatten, befürchteten Nachbarn, der Junge und das Mädchen könnten missbraucht worden sein – und alarmierten zunächst die Polizei.

Die Befürchtung bestätigte sich in keinster Weise. Offenbar waren die Kinder am Mittwoch mit eisverschmierten Gesichtern in die Wohnung der Männer gegangen. Dort wurden ihnen die Flecken aus dem Gesicht gewischt – wie die Polizei herausfand. Die Eltern der Kinder wussten auch um den „losen Kontakt im Vorfeld“, das Mädchen und der Junge fühlten sich weder bedroht noch belästigt. Die Männer selbst (wie auch Eltern und Kinder) wurden zweimal befragt, zunächst am Mittwoch, und weil sich die Lage nicht beruhigte, noch einmal am Freitag – ohne dass sich Verdachtsmomente ergeben hätten.

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Dennoch eskalierte die Situation ab Mittwoch. Die Gerüchte, es handele sich bei den beiden Männern um vorbestrafte Sexualstraftäter, erwiesen sich als resistent gegenüber Dementis – auch diese Behauptung trifft laut Polizei nicht zu. Die beiden Männer seien noch nie polizeilich in Erscheinung getreten. Am ersten Tag versammelten sich 40 Personen vor dem Wohnhaus der Männer, am Donnerstag waren es schon 150.

Rechte Szene schürte Emotionen

Der Verdacht liegt nahe, dass die rechte Szene die Emotionen der Nachbarn für ihre Zwecke ausnutzen wollte und versuchte, die „Demonstrationen“ zu okkupieren. Einige Gesichter in dem Mob ordnete die Polizei eindeutig diesem Umfeld zu. Die beiden betroffenen Männer stehen seitdem unter Polizeischutz. Einsatzleider Norbert Langenberg warnte die Nachbarn: „Sachbeschädigung, Körperverletzung oder gar Selbstjustiz werden wir unter allen Umständen verhindern.“ Ob die Männer jedoch trotz Schutz in Hassel bleiben, ist ungewiss. Die Polizei zeigte auch am Wochenende, das ruhig verlief, Präsenz. Am Sonntag versammelten sich nach einem Facebook-Aufruf aus der rechten Szene, so ein Sprecher, 50 Personen vor dem Haus.