Essen. . Straßen.NRW sperrt die A 52 Richtung Essen, die Bahn renoviert die Gleise der S 6 zwischen Essen und Düsseldorf. Gestern fiel noch eine weitere Fahrspur aus

Die ersten Mails trudelten Donnerstag früh um 4 Uhr bei Bernd Löchter von Straßen.NRW ein. Faustgroße Stücke Beton hätten sich zwischen Essen-Kettwig und der Mintarder Brücke aus der Fahrbahn der A 52 gelöst, die Arbeiter zweier Autobahnmeistereien seien ausgerückt. Man wolle das Problem so schnell wie möglich lösen, vor Einsetzen des Berufsverkehrs. Es kam bekanntlich anders. Bis 13 Uhr stauten sich die Autos kilometerweit. Düsseldorf – Essen, diese Verbindung hat gute Chancen, die schlechteste des Sommers zu werden.

Da ging nicht mehr viel: Während die Strecke ab Breitscheider Kreuz Richtung Essen ohnehin seit dem 1. Juli gesperrt ist, fiel gestern zusätzlich eine von zwei Fahrspuren in Richtung Düsseldorf aus. Kurzerhand entschied Straßen.NRW, die Fahrbahn umzumarkieren, den Verkehr auf eine andere Spur zu leiten und in den nächsten Wochen auf die Rettungsspur zu verzichten. Doch wer angesichts dieses Provisoriums erwägt, auf die Bahn umzusteigen, hat schlechte Karten. Denn auch die renoviert ab Ferienbeginn die Gleise der parallel zur Autobahn verlaufenden S 6. Dumm gelaufen!

Pendler benötigen für die Strecke erheblich mehr Zeit

Vor allem aber wohl schlecht koordiniert! Denn egal, welche der Varianten Pendler nun wählen, sie kosten erheblich mehr Zeit. Was im letzten Sommer im Fall der voll gesperrten A 40 so grandios funktionierte, dass es die Straßenbauer des Landes wegen ihrer vorbildlichen Arbeit sogar in die abendlichen Nachrichten-Sendungen schafften, gerät nun zum Flop.

„Letztes Jahr, bei der A 40, hatten Bahn und Straßen.NRW miteinander gesprochen. Vor allem aber gab es genügend Ausweichstrecken. Das ist bei der 52 im engen Ruhrtal nicht der Fall“, sagt Roman Suthold, ADAC-Verkehrsexperte. Berufspendler reagierten heute flexibel, seien über Smartphone bereits beim Frühstück informiert, ob es besser sei, an diesem Tag die Bahn oder das Auto zu nutzen. „Sie verknüpfen die Verkehrsmittel inzwischen viel stärker. Deshalb ist es problematisch, wenn diese Alternative wegbricht“, so Suthold.

Verkehrsminister Groschek will künftige Planungen besser abstimmen

Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) kündigte jedenfalls gestern an, sofort nach der Sommerpause alle Beteiligten zu einer „Bauorganisations-Besprechung“ einzuladen, um die Planung der noch größeren Baustelle am Kreuz A 59/A 40 in Duisburg abzustimmen, wo 2014 mehrere Brücken saniert werden. Auch will er Straßen.NRW zu Mobilität.NRW weiterentwickeln, um vom „reinen Straßendenken wegzukommen“.

Bei der Fahrgastvereinigung Pro Bahn fürchtet man derweil, dass künftig noch mehr Bahn-Pendler abspringen. Denn es seien massive Baustellen zu erwarten, da nachgeholt werden müsse, was unter Bahnchef Mehdorn „nach hinten geschoben“ worden sei, so deren Sprecher Lothar Ebbers.

Baustellen hier und jetzt und überall: ab Freitag, 20 Uhr, auch auf der A 59 zwischen Duisburg-Wanheimerort und -Duissern. Vollsperrung bis Montag, 5 Uhr!