Düsseldorf. . „Erkläre, was Du tust“, dieses Motto gab der Präsident bei seinem Antrittsbesuch in NRW den Politikern mit auf den Weg. Die First Lady, Daniela Schadt, konnte ihn allerdings nicht begleiten. Sie war verschnupft.
Der Präsident lässt sich Zeit. Ganz unten im Düsseldorfer Stadttor saugt eine Putzfrau schnell noch den roten Teppich, weiter oben wartet längst die Ministerriege im Kabinettssaal. Mit 15 Minuten Verspätung – und ohne die erkältete „First Lady“ Daniela Schadt – trifft Joachim Gauck am Regierungssitz im größten Bundesland ein. Für ihn ein Pflichttermin, wie er anmerkt.
Für einen seiner Vorgänger war es das nicht. Ausgerechnet Johannes Rau verwehrte „seinem“ Land, das er 20 Jahre regiert hatte, als einziger Bundespräsident den offiziellen Antrittsbesuch. Nicht einmal setzte er einen Fuß in das gläserne Stadttor, wohin sein Nachfolger Wolfgang Clement die Staatskanzlei verlegt hatte. „Der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen“, grollte Rau damals, „wohnt nicht zur Miete.“
Joachim Gauck hat solche Berührungsängste nicht. Gern trägt er sich in das Gästebuch der Landesregierung ein, nimmt das Buchgeschenk von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft entgegen: „Französische Zustände“ von Heinrich Heine (Wert: 300 Euro). Kurz lässt Gauck aus der elften Etage den Blick schweifen über den eleganten Medienhafen. „Man will nicht nur immer die glänzenden Dinge sehen“, sagt er dann und kommt auf seinen Abstecher nach Duisburg zu sprechen, auf Integration und Strukturwandel.
Alle Vorurteile sind lange begraben
NRW ist für Gauck kein Neuland. Seine Vorurteile über die Region der rauchenden Schlote habe er schon begraben müssen, als er 1991 den Kirchentag im Ruhrgebiet besuchte. Vor zweieinhalb Jahren ging sein Besuch im Landtag unter, weil Kraft sich zuvor entschieden hatte, die Minderheitsregierung zu wagen. Gauck kam als Kandidat, der später gegen Christian Wulff verlor.
Vorbei. Wulff wurde zur Episode – und der rote Teppich, über den er 2011 spazierte, eingemottet. Für Gauck, der in einer Motorrad-Eskorte am Landtag vorfährt, haben sie ein neues Stück angeschafft. Er trifft sich mit dem Präsidium und den Fraktionschefs, plädiert für einen bürgernahen Politikstil. „Erkläre, was Du tust“, sagt er. Ähnliches rät er darauf auch Düsseldorfs OB Dirk Elbers im Rathaus der Landeshauptstadt: Das Ziel müsse eine „engagierte Bürgergemeinde“ sein, die nicht nur von ihren Repräsentanten lebt.