Duisburg.

„Kaum zu glauben, dass die Schadstoffwerte unter den erlaubten Grenzwerten liegen sollen“, sagt Monika im Spring aus Duisburg. Nach dem Großbrand im Lager des Düngemittelherstellers Compo in Krefeld am Dienstag zogen dunkle Rauchwolken über das westliche Revier. Ursache war wohl ein technischer Defekt. Noch am Donnerstagnachmittag war der Brand allerdings nicht gelöscht. Und so erlebte Monika im Spring (50) am Mittwochabend am eigenen Leib in Moers, dass der Brandrauch keineswegs harmlos ist: „Am Supermarkt habe ich nur kurz das Auto verlassen, und es kratzte im Hals, die Augen tränten. Es stank extrem nach Chlor.“

Trotzdem beharren die Behörden darauf, dass die Grenzwerte nicht überschritten worden seien. Frank Seidlitz, Sprecher des Landesumweltministeriums: „Reizungen sind keine akute Gesundheitsgefährdung.“ Es habe sich kein Betroffener ins Krankenhaus begeben müssen. In der Tat gibt es „Störfallbeurteilungswerte“, die die Grenze dort ziehen, wo Reizungen zwar auftreten, eine „akute Gefährdung“ jedoch nicht vorliegt. Außer unmittelbar am Brandherd ist dem Landesumweltamt zufolge diese Grenze bei allen Schadstoffen unterschritten worden, selbst in der Brandwolke.

Allerdings gingen das Umweltministerium und die Städte auf Nummer sicher: Anwohner sollten Fenster und Türen auch am Donnerstag weiter geschlossen halten. In den Duisburger Stadtteilen Rumeln-Kaldenhausen, Rheinhausen, Friemersheim und Mündelheim blieben auch Schulen und Kindergärten geschlossen. Am heutigen Freitag aber soll der Unterricht stattfinden.

Diese scheinbar widersprüchliche Informationspolitik kritisierte denn auch die Umweltorganisation „Bund“ in Duisburg. Dass Grenzwerte eingehalten werden, könne keine Entwarnung sein, so die Vorsitzende Kerstin Ciesla. „Auch Werte unter Grenzwerten bedeuten nicht, dass kein Gefährdungspotenzial für Mensch und Natur besteht.“ Die Behörden hätten zu spät ihre kompletten Messdaten veröffentlicht, am Mittwoch. Ciesla habe viele Mails bekommen. „Einige Bürger berichteten, ihren Kindern sei schwindelig oder schlecht. Eine Frau berichtete gar von Pusteln im Gesicht.“

Duisburgs Stadtdirektor Peter Greulich widersprach der Kritik: „Wir haben immer sofort das kund getan, was wir zum jeweiligen Zeitpunkt wussten.“ Oliver Tittmann von der Feuerwehr: „Die höchsten Werte haben wir noch beim Chlor gemessen. Man hätte sich 30 Minuten mitten in der Wolke aufhalten können, ohne dass gesundheitliche Schäden bleiben würden.“