Bottrop.. Ein Autofahrer fand den sterbenden Rocker. Zwei verfeindete Klubs bekriegen sich seit Jahren

Die Polizisten finden den sterbenden Rocker neben seiner Harley Davidson. Am gestrigen Dienstag um 8 Uhr früh hat sie ein Autofahrer nach Bottrop in den Stadtteil Boy gerufen. Der 49-jährige Mann mit der Motorradkutte lebt noch, ein Notarzt versucht ihn zu retten, doch noch am Fundort stirbt er an seinen Schussverletzungen, vor allem am Oberkörper. „Es handelt es sich um ein Mitglied der Rocker-Gruppe Bandidos“, bestätigt der Essener Staatsanwalt Joachim Lichtinghagen.

Der Bandenkrieg zwischen den Hells Angels und den Bandidos scheint ein neues Opfer gefordert zu haben. Zwar erklärte die Staatsanwaltschaft, die Hintergründe seien völlig unklar, doch eine Nachfrage der WAZ bei einem den Bandidos nahestehenden Motorrad-Club ergab, dass die Gang von einem gezielten Mord an einem Mitglied ausgeht. „Wir haben eine SMS bekommen, wir sollen auf uns aufpassen“, sagte ein Bandido-Unterstützer.

Im Mai 2010 – vor genau zwei Jahren – hatten die Rocker-Klubs einen medienwirksamen Friedensvertrag geschlossen. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen aber davon aus, dass es sich hier um eine reine Image-Kampagne der verfeindeten Gruppen handelt. Immer wieder sind die Rocker auch nach dem Friedenspakt aneinandergeraten.

Die Bandidos sind im Ruhrgebiet der vorherrschende Klub. Die Hells Angels wollen ihnen dieses Gebiet streitig machen. Dabei geht es um Drogen- und Waffenhandel und den Betrieb von Bordellen. Die Hells Angels haben diesen „Geschäftsbereich“ in Norddeutschland bereits fest im Griff. Auch von Seiten des Staates geraten die Rocker immer stärker unter Druck. Im April hat NRW-Innenminister Ralf Jäger etwa die Bandido-Gruppe in Aachen verbieten lassen.

Eine Mordkommission ermittelt nun im Rocker-Milieu.