Ruhrgebiet. . Der Ausbau des Radwege-Netzes ist eine freiwillige Aufgabe für die Städte. Einige vernachlässigen sie, andere tun, was sie können. Ein Vergleich für das Ruhrgebiet.

Auch wenn der Benzinpreis leicht gesunken ist, die nächste Erhöhung kommt. Eine Alternative ist: das Fahrrad. Aber auf den Straßen NRWs nutzen laut Allgemeinem Deutschen Fahrradclub (ADFC) nur elf Prozent das Velo täglich für alle anfallenden Wege. In München sind es 27 Prozent, in Münster gar 30 Prozent. „Daran sieht man, dass es in NRW noch viel Luft nach oben gibt“, so ADFC-Landesgeschäftsführer Ulrich Kalle. Doch der auch vom Regionalverband Ruhr (RVR) geplante „Radschnellweg Ruhr“ ist bei den Städten auf Grund der Kosten umstritten. Was sie bereits für Radfahrer tun: ein Vergleich.

6,3 Kilometer neuer Fahrradweg in Duisburg 

Im vergangenen Jahr hat Duisburg seinem 410 Kilometer langen Radwegenetz 6,3 neue Kilometer hinzugefügt – wenn Straßen gebaut wurden. Anders geht es in der verschuldeten Stadt nicht. Denn Ausgaben für die Verbesserung des Radverkehrs sind freiwillig. Michael Kleine-Möllhoff vom örtlichen ADFC glaubt, diese Haltung sei „Auslegungssache“: „Wenn man die Radwege als Maßnahmen zur Feinstaubverringerung deklarieren würde, wären sie verpflichtend.“ Doch gebe es auch Grund zur Freude: über den neuen Radweg vom Rathaus zum Hauptbahnhof und die Freizeitstrecken, etwa entlang der Ruhr.

Gute Noten für Radwege in Essen 

Auch in Essen bekommen die mit Hilfe des RVR und des Landes angelegten Radwege im Grünen gute Noten: Emscherweg und Grugaweg sind zu nennen. „Aber es gibt keine Möglichkeit, die City auf Radwegen zu durchqueren. Auch wenn mittlerweile viele Fahrradampeln hinzugekommen sind, herrscht ein klares Defizit an Alltagsstrecken“, so Ulrich Kalle. Laut Stadt sind etwa 100 Kilometer als Radweg gekennzeichnet. Dass es schnell mehr werden, ist zu bezweifeln, da – wie in Duisburg – Radwege nur im Zusammenhang mit Straßenbaumaßnahmen erstellt werden. Vier Kilometer waren es 2011.

Probleme an der Schnettkerbrücke in Dortmund 

Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) hat sich bereits als Planungsdezernent für den Ausbau des Radwegenetzes stark gemacht. Seitdem hat sich die Förderung des Radverkehrs in vielen Köpfen der Verwaltung durchgesetzt. 15 Kilometer wurden im vergangenen Jahr gebaut. Mit 645 Kilometern verfügt Dortmund über eines der größten Radwegnetze der Region. Nur ist die Stadt an vielen Ecken nicht allein zuständig. Beim Neubau der Schnettkerbrücke (B1) ist der Radweg laut ADFC wegen der Doppelleitplanken verschmälert worden. „Das ist eine wichtige Strecke zur Uni. Jetzt müssen Radfahrer dort absteigen“, schimpft Werner Blanke vom ADFC.

In Hagen dürfen Radfahrer durch die Fußgängerzone 

Hier kreuzen sich der Ruhrtalradweg und die Lenneroute. Freizeitradler und Naturliebhaber kommen also auf ihre Kosten. Doch in der Innenstadt hat sich aus ADFC-Sicht lange nichts bewegt. Der neue OB Jörg Dehm (CDU) gilt jedoch als Fan des Radverkehrs, was sich nun bemerkbar macht. In einem Pilotprojekt ist nun die Fußgängerzone für Radfahrer nach Geschäftsschluss freigegeben. Verläuft der ein Jahr andauernde Versuch erfolgreich, könnten sogar die Busfahrspuren in der Innenstadt für Radler geöffnet werden.

Fazit 

„In vielen Städten des Ruhrgebiets ist das Bemühen erkennbar, den Radverkehr auszubauen. Allerdings gibt es immer noch zu wenig Radstrecken in den Städten im Gegensatz zu Freizeitrouten“, sagt Ulrich Kalle. Was dem Revier fehle, sei ein umfassender und praktikabler Blick für das Thema alternativer Verkehr. In Düsseldorf zum Beispiel gibt es eine Mobilitätskarte der Rheinbahn, die dazu berechtigt nach der Fahrt ein Rad oder Auto an der Haltestelle zu mieten.