Bochum.. Rainer Einenkel könnte längst im Vorruhestand sein. Doch der 58 Jahre alte Opel-Betriebsratsvorsitzende kämpft lieber weiter an der Front: für Opel, das Werk und seine Kollegen.
Es gibt schönere Geburtstagsgeschenke als die Vorbereitung einer Betriebsversammlung in einem Werk, das seit einem Jahrzehnt immer wieder und wieder zur Diskussion gestellt wird. Am Sonntag ist der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel 58 Jahre alt geworden.
Und er wird sich auch in Zukunft nichts schenken an Tagen wie diesen. Seit 40 Jahren arbeitet der Elektriker in Bochum, schon sein Vater baute hier am Kadett mit. Den angedienten Vorruhestand hat der ehemalige DKP-ler abgelehnt. Vielleicht hätte man in Rüsselsheim gerne Sätze wie diesen verhindert: „Sollte man Kündigungen aussprechen, werden wir tausendfach juristisch vorgehen“, sagt Einenkel und kündigt damit eine Prozesslawine bei einer Schließung an, die sich jahrelang zäh dahinwälzen würde.
Bei der Pressekonferenz nach der Betriebsversammlung im abgeblätterten Raum des Autoverkaufs an Werksangehörige sitzt Einenkel neben seinem Stellvertreter, aber der sagt kein einziges Wort und wird auch von keinem der vielen Medienvertreter angesprochen. Einenkel trägt unter dem losen Jackett das weiße T-Shirt der IG Metall mit dem Aufdruck „Wir bleiben. Opel Bochum“ und sagt auf die Frage nach möglichen Streiks: „Streik wäre Selbstmord. Wir werden Detroit keine Steilvorlage geben.“ Und fast im nächsten Satz: „Die Belegschaftsversammlung ist nur unterbrochen, nicht beendet. Bei der ersten Äußerung aus dem Vorstand zur Schließung von Bochum reagieren wir.“ Das erinnert an 2004, als die Warnstreiks in Bochum auch nicht Streik heißen durften, sondern spontane Arbeitsniederlegung.
Wann wird den Arbeitnehmervertretern im Opel-Aufsichtsrat der Zukunftsplan für das Unternehmen vorgelegt? Eine „rechtzeitige Vorlage ist angemahnt“, erklärt Einenkel auf Anfrage der WAZ. Voraussichtlich sieht er der Verlagerung des Zafira von Bochum nach Rüsselsheim vor, das Ende für den Autobau im Revier nach dem Auslaufen der Standortsicherungsvereinbarung Ende 2014. Am 28. Juni soll der Aufsichtsrat darüber entscheiden. Nach Informationen der WAZ wird die Vorlage erst in den letzten beiden Wochen davor ausgegeben. Der Kampf des Rainer Einenkel wird dann nicht zu Ende sein. Sondern erst richtig losgehen.