Duisburg.
Jimmy Wales ist als Berufsvisionär Dauergast auf den Podien dieser Welt – um seine Erfindung Wikipedia zu bewerben ebenso wie sich selbst. Wales schillert. Der 45-jährige Finanzwirtschaftler aus Alabama war Börsenhändler, einer der Wetten auf die Zukunft abschließt. Der Spekulant gründete Mitte der Neunziger eine Internetfirma namens Bomis, die ihr Geld mit Erotik à la Playboy verdiente. Pornostars posierten auf seinem Ferrari. Der Schmuddelkram finanzierte Wikipedia, das Online-Lexikon, das weltgrößte Wissenswerkzeug, an dem Zehntausende Freiwillige mitarbeiten.
Denn neben seiner geschäftstüchtigen Ader hatte Wales immer ein Faible für Philosophie, für die libertäre Richtung, die so wenig Staat wie möglich fordert. Seine große Idee ist da nur folgerichtig: die Herrschaft über das Wissen zu brechen. Wikipedia hätte wohl nicht funktioniert, wenn Wales sie nicht 2003 in zur Stiftung gemacht hätte. Aber es passt auch zur Philosophie des getrennt lebenden Familienvaters, seit 2004 mit dem Spin-Off-Unternehmen Wikia das Wikipedia-Prinzip kommerziell zu nutzen.