Ruhrgebiet. . Die Arbeiten auf dem letzten neun Kilometer langen Teilstück der A 2 sind beendet. Von 467 Autobahn-Kilometern zwischen Oberhausen und dem Berliner Ring waren zuletzt nur noch neun Kilometer vom Kamener Kreuz aus in Richtung Hamm zweispurig.

Am Rande dieses Festakts steht eine Gruppe alter Männer und beugt sich über schwarz-weiße Fotos: „Weißt du noch . . .?“ Darauf zu sehen sind lustige Porsche-Streifenwagen und Polizisten, die etwas steif aus einer Holzbude schauen. „Das war die erste Autobahnwache, die stand genau hier“, erinnert sich der frühere Autobahnpolizist Günter Blümel (82). Damals, 1955, hatten sie in ihrer Bretterbude eine Radiator-Ölheizung, die ihnen die Wahl ließ zwischen Erfrieren und Wegschmelzen; sie hatten kein Wasser in der Wache, und der Wald war das Klo.

Auch wenn längst das milde Licht der Nostalgie auf diese Holzbude fällt, sind die alten Polizisten hergekommen, um dem Fortschritt zuzuschauen in der heutigen Gestalt eines Festaktes: Denn wo die Bude stand, da rauscht nun die verbreiterte Autobahn 2. Und zwar dreispurig!

Von 467 Autobahn-Kilometern zwischen Oberhausen und dem Berliner Ring war zuletzt nur noch dieses Stück zweispurig schmal, diese neun Kilometer vom Kamener Kreuz aus in Richtung Hamm. Nun sind sie offiziell dreispurig freigegeben. Ein paar gelbe Fahrbahn-Markierungen kleben da noch, der Lärmschutzwall ist unbegrünt – geschenkt.

Kamen ist ein Kreuz, schon klar; aber auch die langjährige Baustelle war ein mörderisches Hindernis. 32 Menschen starben hier bei Unfällen, vor allem bei diesen Stau-End-Unfällen, wenn Laster ungebremst hineinrasten: „Die Häufung hier ist unerklärlich geblieben“, sagt der Leitende Polizeidirektor Günther Overbeck. Und der fast tägliche Stau war zumindest ein Ärgernis für Tausende, die aus Hannover zurück kamen, aus Magdeburg oder Berlin: Sie konnten hier das Ruhrgebiet praktisch schon anfassen – und wurden dann doch noch mal ausgebremst.

Besserer Verkehrsfluss, weniger Staus

„Die Staus werden reduziert, der Verkehrsfluss wird verbessert“, sagt NRW-Verkehrsminister Harry Voigtsberger (SPD) und dankt ausdrücklich „auch denen, die das hier alles ertragen haben“. Denn denkt man zurück, dann dauerte der dreispurige Ausbau der A 2 allein in NRW sagenhafte 30 Jahre; in Brandenburg und Sachsen-Anhalt ging das wegen der deutschen Einheit wesentlich schneller, und in Niedersachsen auch wegen der Expo 2000 (und man kann an dieser Stelle ruhig mal über den Stellenwert des zerstrittenen Ballungsraums Ruhrgebiet nachdenken: dass hier der letzte Engpass lag und nicht bei einem Görzke oder, sagen wir, Neustadt am Rübenberge).

Aber gut, jetzt ist der Engpass ja weg; und Peter Ramsauer, der bayrische Bundesverkehrsminister, weist in seiner Rede darauf hin, dass der Bund in keinem Bundesland soviel Geld ausgebe für Bundesfernstraßen wie in NRW. Und damit ist die Autobahn auf diesen Kilometern praktisch neu: Der Beton der alten A 2 wurde als Frostschutzschicht tiefer gelegt.

Der Vorhang fälltüber ein Bauschild

Der Festakt endet mit ein paar symbolischen Gesten, auch für die Fotografen. Peter Ramsauer zurrt einen Bagger auf einem Tieflader fest: Mission beendet. Der Vorhang fällt buchstäblich über eines dieser typischen „Hier entsteht“-Bauschilder. Und im selben Moment stellen sie die Sirene eines Feuerwehrwagens und eines Streifenwagens an. Symbolisch betrachtet, war das aber nicht ganz zu Ende gedacht.