Düsseldorf. Tosu, Sulfolan, PFT - die Liste der Chemikalien in der Ruhr wird länger. Doch Umweltminister Uhlenberg gibt Entwarnung: "Das Trinkwasser aus der Ruhr ist in Ordnung", sagt er. Wegen der enormen Anstrengungen für sauberes Wasser müssten die Verbraucher aber mit steigenden Preisen rechnen.
Das Programm «Reine Ruhr» ist laut Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) ein Erfolg. «Das Trinkwasser aus der Ruhr ist in Ordnung», sagte Uhlenberg am Dienstag in Düsseldorf. Es gebe aber immer wieder Herausforderungen bei der Trinkwasser-Aufbereitung durch neu entdeckte Schadstoffe. Wegen der enormen Anstrengungen für sauberes Wasser müssten die Verbraucher zudem mit steigenden Trinkwasser-Preisen rechnen. Die Grünen forderten radikalere Initiativen für ein gesundheitlich unbedenkliches Trinkwasser.
Bei der Industriechemikalie PFT werde mittlerweile der Zielwert von 100 Nanogramm pro Liter «in vielen Bereichen» der Ruhr erreicht, sagte Uhlenberg. Gemeinsam mit der vor einem Jahr eingesetzten Expertenkommission solle die Qualitätssicherung im Interesse der Bürger weiter verbessert werden - etwa durch ein Kataster möglichst vieler Einleitungen in den Fluss sowie durch modernisierte Kläranlagen und eine bessere Überwachung.
"PFT-Werte unterschreiten überall die Grenzwerte"
Heute würden bei etwa 50 Firmen Ersatzstoffe für PFT eingesetzt, sagte der Minister. Einige Firmen hätten Technik zur besseren Behandlung des Abwassers installiert. «Daneben haben wir den Einsatz PFT-haltiger Feuerlöschschäume zu Übungszwecken verboten. Im Ergebnis unterschreiten die PFT-Werte überall in NRW die entsprechenden Grenzwerte», betonte Uhlenberg.
Die Grünen kritisierten das Programm als unzureichend. «Die aktuellen Messungen vom Umweltministerium und vom Landesumweltamt über die PFT-Schadstoffmengen in der Ruhr zeigen, dass die Belastungen in 2008 gegenüber 2006 nicht weniger geworden sind», sagte der Grünen-Umweltexperte Johannes Remmel. Bisher liege weder ein umfassendes Abwasserkataster noch eine ausreichende Information über Indirekteinleiter vor. Gerade jüngste Vorkommnisse um giftige Stoffe zeigten, dass der Informationsaustausch zwischen den Behörden nicht funktioniere, rügte der Abgeordnete.
Tosu und Sulfolan
«Während die Kosten für das Trinkwasser steigen sollen, fließen gleichzeitig erhebliche Subventionen in Industrieunternehmen, um Produktionsverfahren umzustellen», kritisierte Remmel. Dabei liege es in der Verantwortung der Unternehmen, ihre Abwässer so aufzubereiten, dass die Umwelt und die Menschen nicht belastet werden. Notwendig seien klare Gebote und Verbote giftiger Substanzen in der Industrie.
Der FDP-Abgeordnete Holger Ellerbrock verteidigte das Programm der Regierung. «Während unter Rot-Grün nicht gehandelt wurde, ist das bisher Erreichte ein Verdienst der Landesregierung», sagte Ellerbrock. Das Programm setze «direkt beim Verursacher an, um zu verhindern, dass Stoffe in das Trinkwasser gelangen».
Im Jahr 2006 war mit PFT (Perfluorierte Tenside) verseuchter Dünger illegal auf einem Acker im Sauerland ausgebracht worden. In der Folge wurden erhöhte PFT-Werte in der Möhne, dem Möhnesee und der Ruhr festgestellt. Die Chemikalie steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Der Stoff wird in der Industrie eingesetzt, um etwa Verpackungsmaterialien sowie Papier und Textilien wasserabweisend zu machen. Auch Substanzen wie Tosu und Sulfolan fanden sich in der Ruhr. (ddp)