Duisburg. Beim ersten Prozess um Schadenersatz gab sich die Bröselstein-Firma vor Gericht unnachgiebig; Stunden später lenkte sie ein. Xella bestreitet nun nicht mehr, dass die Steine, deren Zerfall die Existenz eines 73-jährigen Duisburgers bedrohen, von Haniel stammen.

Paukenschlag beim Auftakt zum ersten Bröselstein-Prozess, Salto rückwärts gleich danach: Vor dem Duisburger Landgericht bestritt Haniel-Rechtsnachfolger Xella am 8. Dezember jede Verantwortung für die Steine, die sich auflösen und die Existenz eines 73-jährigen Duisburgers bedrohen. Das verwunderte selbst den Richter. Am Nachmittag, als alle Parteien längst wieder zu Hause waren, pfiff Xella den eigenen Rechtsbeistand zurück. Jetzt kommt die Firma dem Betroffenen entgegen.

Großes Medieninteresse

Vor großem Medienaufgebot im vollen Gerichtssaal hatte Xella-Anwalt Jürgen Witte die harte Welle gefahren. Mehmet B., ein Bergmann, der 35 Jahre lang für seine nun zerbröselnde Doppelhaushälfte gearbeitet hatte und heute schwer krank ist, solle nichts bekommen: keinen Schadenersatz, keinen Ausgleich für die Wertminderung durch Steinfraß, auch keine Zusage für eine Übernahme weiterer Folgeschäden. Er könne nicht beweisen, dass die zerfallenen Steine in seinem Keller von Haniel stammen, sagte Witte.

Anwalt spricht von Betrug

Sie seien „nachweislich von Haniel“ hergestellt worden, erwiderte Stefan Kortenkamp, der den Kläger vertritt. Ein Gutachten belege dies. Es stammt von einem Sachverständigen, den Xella einsetzt. Er hatte fünf Proben aus den bröckelnden Wänden von Mehmet B. genommen. Alle zeigten „einen extrem hohen Schwefelgehalt“. Fazit des Gutachters: „Diese Steine aus Duisburg“ würden sich unter Kälte und Feuchtigkeit „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ zersetzen. Haniel habe die Mängel von Anfang an gekannt und verschwiegen, sagte Kortenkamp. „Relativ klar“ sei deshalb „der Straftatbestand des Betruges“.

Bröselstein-Opfer empört

Relativ klar erschien dem Richter die Herkunft der Steine. „Der Eindruck, dass Haniel der Lieferant war, drängt sich auf“, sagte er und bot einen Vergleich an. Xella lehnte ab. „Das hätte Ausstrahlungswirkung auf andere Verfahren.“ Rund 20 Bröselstein-Opfer im Saal empörten sich.

Fünf Stunden nach der Verhandlung: die Wende. Per Pressemitteilung lenkte Xella ein. Man bestreite nicht mehr, dass es Haniel-Steine seien und werde „den Klägern die Beweisführung für die Herkunft der Steine erlassen“. Der Prozess geht weiter.