Menden. Während ein Opfer der Mendener Unfallfahrt weiter mit dem Tod ringt, beginnen die Feuerwehrleute mit der Aufarbeitung des Geschehenen, mit der Auswertung des Einsatzes. Schlimme Momente waren das für die Retter, doch sie berichten auch von großer Hilfsbereitschaft. Und sie bedanken sich.

Es war am Dienstag der erste Dienst nach der traurigsten Schicht ihres Lebens. Sie haben am Katastrophen-Sonntag Leben gerettet. Sie haben Leben verlöschen sehen müssen. Gestern arbeiteten die Feuerwehrmänner der Wachabteilung 1 der Mendener Feuerwehr das Geschehen analytisch auf.

Werben um Verständnis

Normalerweise wird es nicht öffentlich. Doch den heimischen Rettern ist es ein Bedürfnis, über Besonderheiten und Einzelheiten zu reden. Es ist auch ein Werben um Verständnis in eigener Sache. Denn wie die Feuerwehr sich bei einem Massenunfall verhält, unterliegt einer Dynamik, für die so mancher kein Verständnis hat.

Der Anfang der Kette: das Eintreffen am Ort des tragischen Geschehens. Verzweifelte Menschen zerren an den Rettern. Es ist der Grenzbereich für Feuerwehrleute, die zum Helfen gekommen sind, aber zunächst genau das nicht wahrnehmbar tun.

Psychostress pur

Wachabteilungs- und Einsatzleiter Rolf Klemp: „Binnen kürzester Zeit müssen wir vor Ort sondieren und uns so schnell wie möglich ein Bild der Gesamtlage verschaffen. Geht in diesen Sekunden etwas schief, ist es kaum noch wieder gut zu machen.” Es ist Psychostress pur. Rolf Klemp und sein Kollege Kalli Fellenberg: „Viele Menschen schreien bei unserem Eintreffen: ,Hier, hier, hier. Hilfe!'”

Es ist in Planspielen als Teil von Aus- und Fortbildungen simuliert worden, was Sonntag erstmals in Menden Wirklichkeit wurde. Die Stufen der Schwere von Verletzungen von Stufe 1 bis 4. Auch die schlimmste Einsatzkategorie: die schwarze für den Tod.

Ein wenig Glück im Unglück

„Es soll und darf bitte niemand falsch verstehen”, sagen die Männer auch fast 72 Stunden nach ihrem Einsatz. „Menden hat noch Glück gehabt.” Wie durch ein Wunder ist es bei und trotz aller Tragik zu gleich mehreren begünstigend-mildernden Faktoren gekommen. Rolf Klemp: „Dass binnen weniger Minuten gleich komplett vier Einsatzteams gebildet werden konnten, geht eigentlich nur an einem Sonntag in den Ferien. Und auch das wiederum nur, wenn keine Parallel-Einsätze erfolgen müssen.” An vielen Werktagen ist nur ein Team frei verfügbar.

Dankbar sind die Feuerwehrmänner, weil ihnen couragierte Menschen geholfen haben. Es waren Arzthelferinnen, die mit im Schützenzug unterwegs waren, Feuerwehrkameraden in den Spielmannszügen. Auch Polizeichef Martin Schulte, als Schützenbruder selbst unter den Teilnehmern, reagierte schnell und mit Umsicht. Hinzu kamen stille Helden in Form tapferer Schützenbrüder, die sofort ihre Hemden auszogen, als um sie herum das Verbandsmaterial knapp wurde. Rolf Klemp: „Als unser erster Rettungswagen eintraf, war extrem schnell alles Verbandsmaterial verbraucht.”

Dank an die Unterstützer

Am Ende des Massenunfalls mit auch für Feuermänner traumatischen Ergebnissen steht von offizieller Seite ein Lob, das alle mit Stolz erfüllt. Die Bezirksregierung hat der Mendener Wehr am Dienstag „außerordentlich professionelle Arbeit” bescheinigt. Das Lob hat den Männern sichtbar gut getan. Sie hatten die WP gestern zum Pressetermin aber auch eingeladen, um für die gesamte Feuerwehr Menden zu danken. Und zwar:

  • allen Mitbürgern, die im akuten Unfallgeschehen geholfen haben;
  • allen Arzthelferinnen, Pflegern und Ärzten, die auf eigene Initiative als Helfer gekommen sind;
  • den Notfallmedizinern und -seelsorgern, den Besatzungen der Kranken- und Transportwagen, den Kameraden aus Hemer, Iserlohn, Balve, dem Hochsauerland, Unna und Wimbern;
  • den Rettungshubschrauberbesatzungen aus Lünen, Köln, Siegen, Aachen und Dortmund;
  • der Feuerwehr Iserlohn und dem Zug Drüpplingsen;
  • der Polizei Menden und der Kreispolizeibehörde.