Essen. .
Der Verwaltungsrat des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) ist gestern dem Antrag der Verkehrsbetriebe gefolgt: Die Ticketpreise für Bus- und Bahnfahrten werden zum 1. Januar 2012 um durchschnittlich 3,9 Prozent steigen. Die Tarife gelten dann für den neuen gemeinsamen Tarifraum von VRR und Verkehrsgemeinschaft Niederrhein (VGN), zu dem die Kreise Wesel und Kleve gehören. Wegen der Neuordnung kommt zum Jahreswechsel eine Preisstufe E für Langstrecken hinzu.
„Die Anpassungen dienen der Kompensation von Mehraufwendungen“, erklärt VRR-Vorstand Klaus Vorgang verquer. Übersetzt heißt das: Die Verkehrsbetriebe wollen einen Teil ihrer gestiegenen Kosten für Personal oder Energie wieder reinholen. Diese, erklärt Vorgang, belasteten die städtischen Haushalte. Zur Erklärung: Verluste der Anbieter von Bus- und Bahn müssen Städte und Kreise bezahlen.
Ausnahme Kurzstrecke
Bis auf die Preise für Kurzstrecken und Kinder-Einzeltickets, die weiterhin 1,40 Euro kosten, werden alle Fahrkarten teurer. Für ein Ticket der Preisstufe A müssen Kunden ab Januar 10 Cent mehr zahlen, für eines der Stufe B 20 Cent. Die Preise für 4er-Tickets steigen überdurchschnittlich: In der Preisstufe A um 30 Cent, in der Stufe B um 80 Cent und in der Stufe C um 1,80 Euro. Auch bei den Monatstickets 1000, 2000, bei Schoko-, Young- und Bärenticket schlägt der VRR drauf (siehe Grafik).
Mit Einführung des neuen Tarifraums gelten zudem neue Regeln für die Tickets der Preisstufe D und Zusatztickets. Die Stufe D ist künftig in zwei Regionen unterteilt, in Nord und Süd. Zwei Kategorien wird es auch beim Zusatzticket geben. Nutzer von Monatstickets können in der Preisstufe A für 2,40 Euro in den Geltungsbereich der direkt angrenzenden Stadt fahren. Für alle weitergehenden Touren sowie die Mitnahme eines Fahrrades kostet das Zusatzticket 3,50 statt 2,60 Euro.
Letzte Erhöhung im Sommer 2009
Die Politik, die die Preiserhöhung absegnete, tat dies nicht ohne Bauchschmerzen. Sie kritisierte, die Verkehrsunternehmen hätten ihre gestiegenen Kosten unzureichend erklärt. Künftig, so heißt es, müsse man darüber nachdenken, ob unabhängige Wirtschaftsprüfer die Rechnung der Betriebe kontrollierten. Bereits zum 1. Januar 2011 und zum Sommer 2009 hatte der VRR die Tarife erhöht, um 3,9 und 3,4 Prozent.
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert: „Das ist schon ein kräftiger Schluck aus der Pulle“, sagt der Vorsitzende Karl-Peter Naumann dieser Zeitung. Für Pro Bahn gibt es zwei Gründe für den Preisanstieg. Zum einen rächten sich teure Bauarbeiten der Vergangenheit, etwa zur Verlegung von Schienenverkehr unter die Erde, zum anderen sei die Politik nicht bereit, mehr Geld für den Personen-Nahverkehr zur Verfügung zu stellen.