Wuppertal.. Ultras des Wupertaler SV sollen dafür gesorgt haben, dass es bei einer spontanen Facebook Party in Wuppertal zu Ausschreitungen kam.

Spontane Zusammenkunft, geplantes Chaos: Das Phänomen der Facebook-Partys nimmt bedrohliche Formen an. Dieses Mal trafen sich rund 800 Jugendliche im Wuppertaler Stadtteil Ronsdorf. Es war kein Versehen wie vor kurzem in Hamburg, als eine 15-Jährige die Einladung zu ihrer Geburtstagsparty durch einen falschen Klick für Millionen sichtbar gemacht hatte. Dieses Mal hatte ein anonymer Nutzer über das soziale Netzwerk bewusst zur Zusammenkunft getrommelt. Doch auch dieses Mal gab es Ärger, Verletzte und Verhaftungen.

Bei Facebook kursierte die „Einladung“ bereits mehrere Tage. „Ascheweg Night 2011“ war sie betitelt und sollte am Freitagabend ab 19.30 Uhr beginnen. In Wuppertal ist der Veranstaltungsort kein unbekannter Fleck. Seit Jahren schon beschweren sich Anwohner über junge Leute, die sich hier in der Nähe eines Einkaufszentrums zum abendlichen Umtrunk treffen. Bisher aber stets nur in kleineren Gruppen. Fünf, vielleicht zehn Personen. Für das Wochenende aber haben sich bereits am Donnerstagmittag mehr als 1100 Facebook-Nutzer angekündigt, obwohl es keinen namentlich bekannten Veranstalter gibt.

In der Stadtverwaltung sieht man die Sache zunächst noch gelassen und unterschätzt den Aufruf. „Die 50 Leute, die da kommen werden“, heißt es angeblich. Und dass die Stadt „völlig unaufgeregt“ sei. Immerhin: Polizei und Ordnungsamt wollen die Veranstaltung beobachten.

Was die Beamten dabei sehen, überrascht sie dann doch. Am frühen Abend haben sich nach Schätzungen der Polizei zwischen 600 und 800 junge Leute am Ascheweg versammelt. „Keiner weiß, woher das kam, aber plötzlich stehen 800 Leute da und feiern“, sagte ein Polizeisprecher am Samstag und gestand:. „Wir waren erstaunt.“ Zunächst bleibt die Stimmung friedlich, selbst, als die örtlichen Supermärkte vorzeitig ihre Türen schließen und damit den Nachschub an Alkoholika abrupt unterbrechen.

Über den weiteren Verlauf des Abends gibt es unterschiedliche Darstellungen – auch bei Facebook. Fest steht, dass irgendjemand gegen 21Uhr bengalische Feuer, später auch andere Feuerwerkskörper entzündet und dass Flaschen fliegen. „Die Stimmung wird aggressiver“, vermeldet die Polizei und entschließt sich, die Veranstaltung aufzulösen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn zunächst kommt kaum ein Partygast der Aufforderung nach, den Platz zu verlassen.

Verstärkung wird angefordert. Dann gehen die Beamten auch mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Partygäste vor. 40 Jugendliche werden in Gewahrsam genommen, 16 Menschen leicht verletzt. Rund 100 Beamte sind bis zwei Uhr nachts im Einsatz. Drei Jugendliche bleiben bis zum nächsten Morgen in Gewahrsam. Sie müssen mit Anzeigen wegen Körperverletzung, Landfriedensbruch und Widerstand gegen die Staatsgewalt rechnen.

Einsatz angemessen?

„Unangemessen“ heißt es auf einigen Facebook-Seiten zu dem Polizeieinsatz. Was NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) so nicht stehen lassen will. Es habe „eine ernsthafte Gefährdung“ der Teilnehmer gegeben, stellt er am Samstag klar, und die Polizei weiß mittlerweile offenbar auch durch wen: Ultra-Fans des Fußballvereins Wuppertaler SV hätten sich unter die Feiernden gemischt, „um unter dem Deckmantel der Anonymität Randale zu machen“. Der Großteil der Festgesetzten komme aus diesem Kreis.

Innenminister Jäger mahnte Besucher solcher Veranstaltungen zu Vorsicht. Jeder, der eine solche spontane Feier besuchen wolle, sollte sich dies im Vorfeld genau überlegen und im Zweifelsfall lieber darauf verzichten, sagte er, betonte aber gleichzeitig, dass es sich bei den im Internet bekannt gegebenen Partys um „eine Form von Jugendkultur“ handelt, die „wir akzeptieren müssen“. Solche Feiern sollten allerdings verboten werden, wenn sie aus dem Ruder laufen könnten.

Die Initiatoren der Wuppertaler Party werden übrigens offenbar nicht zur Kasse gebeten werden. Die Kosten für den Einsatz trage der Steuerzahler, sagte der Minister. Es sei kein Veranstalter auszumachen, dem man eine Rechnung stellen könne. „Es ist Aufgabe der Polizei, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen.“