Essen/Bochum. . Nach drei Monaten ausgeprägter Trockenheit schlägt das Wetter jetzt ins Gegenteil um. Schon heute Nachmittag wird wieder vor örtlichen Unwettern in NRW gewarnt. Auch der Rest der Woche bringt viel Regen und kühlere Temperaturen.
Das Frühjahr ist in diesem Jahr vom Wetter her durch den Sommer ersetzt worden, und jetzt, der Sommer hat auf dem Kalender noch nicht mal begonnen, ist aus Blick der Meteorologen schon Hochsommer angesagt: Auch am Montag drohen an einigen Stellen in NRW wieder kräftige Schauer und Gewitter, heißt es beim Bochumer Wetterdienst Meteomedia. Fehlte im Frühjahr vielerorts der Niederschlag, kommt er jetzt umso mächtiger vom Himmel.
Vor allem im Süden NRWs schüttete es am Sonntag so kräftig, wie noch nicht in diesem Jahr: In Lennestadt zählte die Statistik 75,9 Liter Niederschlag pro Quadratmeter - und das innerhalb von einer Stunde. Das sind bloß 16 Liter weniger als der Durchschnittswert für den kompletten Juni, erklärt Rebecca Krampitz, Wetterexpertin bei Meteomedia. Auch in Bonn markierte ein wahrer Sturzbach einen neuen Rekord in der örtlichen Niederschlagsstatistik: 96 Liter wurden dort innerhalb von 24 Stunden gemessen. Zum Vergleich: Im Juni regnet es in Bonn durchschnittlich 73 Liter pro Quadratmeter Grund.
Grund dafür ist laut Krampitz extrem schwüle Luft, die derzeit über Deutschland steht und sich kaum wegbewegt. Die sorge wohl auch dafür, dass derzeit „ungewöhnlich blitzintensive“ Gewitter beobachtet würden. In einem Wildpark in Kommern bei Mechernich sind in der Nacht zu Sonntag laut einer WDR-Meldung drei Dutzend Rot- und Damhirsche von Blitzen erschlagen worden. Und in Königswinter bei Bonn ist am Sonntag ein 13-jähriges Mädchen bei einem Gewitter ums Leben gekommen; sie wurde von einer umstürzenden Gartenmauer erschlagen.
Dreimal mehr Unwetter als vor 30 Jahren
Das Wetter entspricht dem Trend, wie man ihm beim Rückversicherer Munich Re seit Jahrzehnten verzeichnet: Die Zahl der „schadenrelevanter Überschwemmungsereignisse“ habe sich seit 1980 weltweit mehr als verdreifacht.“ Und die Zahl der durch Stürme verursachten Schadenereignisse habe sich mehr als verdoppelt, gab das Unternehmen im Februar bekannt.
Auch in Deutschland habe die Zahl der schadenrelevanten wetterbedingten Naturkatastrophen seit 1970 auf das Dreifache zugenommen, „die Schäden daraus sind noch weit stärker angestiegen“ - was aber nicht alleine am Wetter liege: „In vielen gefährdeten Regionen stehen heute mehr Gebäude als früher“ - falls sie früher überhaupt bebaut waren. Fazit der Versicherer: „Ein Hagelschauer oder eine Überschwemmung der gleichen Stärke wie früher hat heute ganz andere Folgen“.
Unwetterwarnungen für Montag
Weitere Gewitter werden kommen. Im Raum Aachen und Viersen warnt die Unwetterzentrale von Meteomedia aktuell vor starken Unwettern. Auch in Ostwestfalen kündigen sich Schauer und Gewitter an. Am Vormittag hatte es bereits im Kreis Kleve kräftig geregnet. Weitere örtliche Gewitter dürfen sich, wie schon am Sonntag, im Laufe des Nachmittags in NRW bilden - wo genau, lasse sich aber nicht vorhersagen, erläutert Krampitz: „Da stößt die Meteorologie noch an Grenzen“.
Der Ausblick auf die Woche: Am Dienstag wird sich die schwüle, subtropische Luft, die aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland gedrückt wurde, langsam verflüchtigen. „Die Schauer lassen morgen deutlich nach“, meint Rebecca Krampitz am Montag. Im Ruhrgebiet und am Niederrhein werde es „deutlich trockener“ sein.
Am Mittwoch zieht ein Tief aus Westen auf und bringt kalte Meeresluft nach NRW, die Temperaturen liegen um etwa 17 Grad, heißt es bei Meteomedia. Für Donnerstag und Freitag sagen die Meteorologen „einen Mix aus Sonne und Wolken“ voraus. Zum Wochenende deuteten sich Schauer und Gewitter an. Eine Prognose für den Sommer lässt sich Rebecca Krampitz allerdings nicht entlocken: „Es ist alles möglich“.