Essen. . Nach einer Studie des Bundesfrauenministeriums erlebt jede siebte deutsche Frau einmal im Leben eine Vergewaltigung oder eine schwere Form sexueller Nötigung. Allerdings bleiben die allermeisten Fälle im Dunkeln: Nur etwa fünf Prozent der Opfer zeigen die Tat an; wenn der Täter ein Unbekannter ist, steigt die Quote auf bis zu elf Prozent.

Dabei ist die Zahl der Anzeigen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Die Kriminalstatistik für 2010 berichtet von bundesweit 7724 Fällen sexualisierter Gewalt, fast die Hälfte der Opfer sind Frauen zwischen 21 und 60. Die Aufklärungsquote liegt bei knapp 82 Prozent.

Trotzdem ist die Zahl der Gerichtsprozesse wegen Vergewaltigung nicht angewachsen. Die Autorinnen einer europäischen Vergleichs-Untersuchung stellten fest: 1985 wurde in 1480 Fällen Anklage vor einer deutschen Strafkammer erhoben; 2006 nur 1365-mal – trotz deutlich höherer Meldezahlen. Auch der Anteil der verurteilten Täter im Verhältnis zu den Anzeigen sei gesunken: 1985 lag er bei 20 Prozent, 2006 nur noch bei 13 Prozent. Begründung der Staatsanwaltschaften für die eingestellten Ermittlungs-Verfahren: meist der Mangel an Beweisen.