Düsseldorf.. Der Eurovision Song Contest hat in Düsseldorf unzählige Fans angelockt. Das Rheinufer wurde zur Partymeile, an der Beethoven und „Lalala“ aufeinander trafen. Eingeschworene ESC-Fans und Mitglieder von Schützenvereinen feierten zusammen.

„Ach, wie schade. Niemand kennt hier den Text“, sagt ein älterer Herr bedauernd zu seinem Enkel. Die beiden stehen am Rheinufer in Düsseldorf und hören einer kleinen Gruppe von Trompetenspielern der Clara-Schumann-Musikschule zu. Die Musiker spielen Beethovens neunte Sinfonie, die offizielle Europahymne. Eine größere Gruppe von Zuschauern, die sich zum Teil in die Fahnen verschiedener Nationen gewickelt haben, singt mit. Doch nicht den Text der „Ode an die Freude“ von Friedrich Schiller, sie alle singen nur „lalala“.

Das „Lalala“ ist von den Veranstaltern so gewünscht. „Denn das kann jeder mitsingen und ist international“, sagt Christine Mummeltey, Lehrerin an der Clara-Schumann-Musikschule, und unterbricht kurz ihr Gitarrenspiel. Tochter Maria (12) hält zum Beweis ein Notenblatt mit Text in die Höhe, auf dem tatsächlich nur „lalala“ steht. Am gesamten Rheinufer haben sich kleine Gruppen von Musikschülern mit ihren Lehrern postiert und intonieren auf Geigen, Gitarren, Flöten oder Blasinstrumenten Beethovens Neunte eine halbe Stunde lang in einer Dauerschleife.

Stimmengewirr aus ganz Europa

Die Fans, die auf den Beginn des Finales des Eurovision Song Contests (ESC) warten, freuen sich augenscheinlich über die musikalische Ablenkung. „Ich finde das schön, das macht gute Laune“, sagt eine Italienerin, die mit ihrem Mann extra für den ESC nach Düsseldorf gereist ist.

Das Bild rund um den Burgplatz erinnert an eine Mischung aus Fußball-Weltmeisterschaft und Karneval. Viele zeigen Flagge, einige schmücken sich mit den Farben der unterschiedlichen Länder, andere tragen glitzernde Jacketts und erinnern an Musical-Darsteller. Man hört viel Englisch, aber auch Französisch, Italienisch und Niederländisch. Dazwischen tummeln sich Vertreter der hiesigen Karnevals- und Schützenvereine in voller Montur.

Blasmusik und rheinisches Brauchtum

Denn auch ein bisschen Blasmusik und rheinisches Brauchtum gibt es an diesem Samstag in der Innenstadt. „Es war ein Wunsch der Stadt Düsseldorf, dass sich am ESC-Tag auch das Sommer- und das Winterbrauchtum zeigt“, erläutert Richard Kampes, der Vizepräsident der Gesellschaft Reserve 1858, einem der größten Schützenvereine Düsseldorfs. Das Brauchtum gehöre schließlich auch zu Düsseldorf. In einzelnen Gruppen ziehen die Jecken und Schützen durch die Altstadt und werden von den ESC-Besuchern bestaunt.

„Interessant“ nennt ein Brite die Schützenkostüme, ein anderer hält die Männer für verkleidete Fans. Eine Gruppe von Franzosen hat sie dagegen glatt übersehen. Sie sind zu sehr mit ihrer eigenen Mission beschäftigt. „Wir machen Werbung für den französischen Kandidaten“, sagt Jean-Charles Prioux.

„Vote Frankreich“ und „Vive la France“

Er und seine drei Begleiter sind Mitglieder des ESC-Fanclubs „Organisation Génerale des Amateurs de l“Eurovision“. Die hauseigene Werbekampagne ist einfach: Mitstreiter Mickael Depierre ruft anderen Passanten „Vote Frankreich“ und „Vive la France“ zu.

Die Stimmung ist friedlich, das Rheinufer zwischen Altstadt und Landtag voller Menschen. „Wir haben ein gesteigertes Besucheraufkommen, aber keinen einzigen kritischen Einsatz“, sagt ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei am frühen Abend auf Nachfrage. (dapd)