Duisburg. . Polizei vor seinem Haus machte Duisburger Eltern misstrauisch. Nach Protesten lebt Ricardo K. an unbekanntem Ort .

Die Stadt fürchtet diesen Mann, doch auf der Flucht ist er: Ricardo K., im vergangenen November aus der Sicherungsverwahrung in Werl entlassener Sexualtäter, war seither nur wenige Tage wirklich frei – und wechselte nun zum zweiten Mal die Wohnung. Denn wieder hatten Bürger in seinem Viertel Wind von seiner Anwesenheit bekommen, wieder haben sie protestiert, wollten am Donnerstagabend sogar demonstrieren. Dabei ist Ricardo K. längst fort. Erneut umgezogen, am Montag schon; er wohnt jetzt irgendwo anders in Duisburg. So lange, bis sie ihn wieder finden.

Ricardo K. hat seine Strafe abgesessen; er ist einer von denen, die man laufen lassen musste, weil nachträgliche Sicherungsverwahrung nach einem Gerichtsurteil nicht mehr erlaubt ist. Von seinen 48 Lebensjahren hat er 27 im Gefängnis verbracht. Er war ein notorischer Dieb, hat eine Bekannte vergewaltigt und einmal zwei Jungs ins Gebüsch gezogen – ein Triebtäter aber, wiederholte die Polizei erst vor knapp drei Wochen, war er nie.

Dass er nach seiner Freilassung weitere 104 Tage hinter Gittern verbringen musste, hatte damit zu tun, dass er Auflagen ignorierte: Trinken darf er nicht, Drogen nehmen, die Stadt verlassen ohne behördliche Erlaubnis. Er tat es aber doch. Und geriet in Verdacht, als im November 2010 ein kleines Mädchen in der Nähe seiner damaligen Wohnung angegriffen wurde. Seine Überwachung war damals soeben eingestellt worden, es hagelte Kritik an den Ordnungsbehörden. Der Unbekannte war aber gar nicht K.: Das haben Gegenüberstellungen mit dem Kind und die Untersuchung von Faserspuren zweifelsfrei ergeben.

Am 11. März bekam K. deshalb eine neue Chance, er verließ das Amtsgericht als freier Mann. Falls man es „frei“ nennen kann, wenn einer rund um die Uhr von 18 Polizisten überwacht wird. Und so haben die Leute ihn ja auch gefunden, erkannt an den Zivilbeamten, die sein Haus nicht aus den Augen ließen. Aufgeregte Eltern riefen daraufhin die Polizei an, die angeblich gesagt haben soll: Lassen sie ihre Kinder lieber nicht allein zur Schule gehen!

Schule in der Nähe

Das allerdings weisen die Beamten von sich: „Wenn wir 24 Stunden zum Schutz der Bevölkerung observieren, und man kann seine Kinder noch immer nicht laufen lassen. . .?“, fragt Duisburgs Polizeisprecher Ramon van der Maat vielsagend. Tatsächlich lagen eine Grundschule und ein Kindergarten auch in der Nähe der neuen Wohnung, was in einer Großstadt indes nicht leicht zu vermeiden ist. „Irgendwo muss er ja schließlich wohnen“, sagt auch van der Maat. Wo dieses „Irgendwo“ seit Montag liegt, wissen nur seine Kollegen. Bislang.