Duisburg. Eine Duisburger Zoohandlung will ab Spätsommer Hundewelpen verkaufen. Tierschützer sind empört über das bundesweit einmalige Vorhaben.

Der Puppy-Luv-Pinguin ist für 4,99 Euro zu haben, das „Puppy Potty Welpen WC“ für 15,99. Und schon bald wird, wer bei „Zoo Zajac“ in Duisburg Spielzeug oder Klo erwirbt, das dazu passende Hundebaby gleich mit in den Einkaufswagen packen können: Ab Spätsommer hat der „größte Zoo-Supermarkt der Welt“ auch Welpen im Angebot.

Auf 10 065 Quadratmeter erstrecken sich bereits jetzt die Geschäftsräume in Neumühl, 600 weitere kommen fürs neue Welpen-Areal dazu. Die Arbeiten sind im Gange. Vom „Bauvolumen eines Zehn-Familienhauses“ spricht Norbert Zajac (56), geschäftsführender Gesellschafter der Firma. Seit sechs Jahren plane er das deutschlandweit einzigartige Projekt, eine halbe Million Euro habe er allein in Baumaterial investiert. „Wenn wir fertig sind“, sagt der „Unternehmer des Jahres 2010“, „sind wir nicht nur der größte Zoofachhandel der Welt, sondern genau doppelt so groß wie der zweitgrößte“, ein Geschäft übrigens in – Kanada.

Platz für neun Würfe wird Zajac dann haben. Gekauft würden nur familientaugliche Tiere und nur bei Privatleuten, den eigenen Kunden am liebsten. Weshalb der Duisburger Firmenchef die Welle der Empörung, die seine Pläne auslösten, zwar verstehen („Die Züchter fürchten um ihre Felle!“), Verwerfliches darin aber nicht erkennen kann. Was der Deutsche Tierschutzbund anders sieht. Und nicht nur der.

Tatsächlich ist Zajac juristisch nichts vorzuwerfen, der Handel mit Welpen nicht verboten. Aber bereits vor 20 Jahren haben sich die Mitglieder des „Zentralverbands der Zoologischen Fachbetriebe“ (ZZF) in ihren „Heidelberger Beschlüssen“ verpflichtet, auf „Präsentation und Verkauf von Hunden“ zu verzichten, 2005 fixierten sie die Übereinkunft erneut. Der Verband sorge sich um artgerechte Unterbringung, „Sozialisierungsprobleme“ und spätere Verhaltensauffälligkeiten der Welpen; er fürchte zudem, dass vor allem Tiere aus fragwürdigen, aus Massenzuchten angeboten würden, erklärt ZZF-Sprecherin Antje Schreiber.

Norbert Zajac aber ist kein Mitglied des ZZF, „Und wenn ich nicht im Karnevalsverein bin, muss ich mir keine Pappnase aufsetzen“, glaubt er.

Nicht alles, was legal sei, sei auch ethisch vertretbar, glaubt dagegen Thomas Schröder, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Tierschutzbundes: „Herr Zajac hat eine Grenze überschritten, die nie hätte überschritten werden dürfen“, Gerade in der Prägephase bräuchten Welpen vertraute Gesichter und klare Ansagen, keine „Zwischenlagerung“. Tiere dürften zudem niemals „Angebote im Supermarkt“ sein; „unüberlegte Spontankäufe“ führten nur zu weiterer Überfüllung der Tierheime. „Und da leben bereits 70 000 Hunde“, so Schröder, die ebenfalls ein neues Zuhause suchten... Dass Zajac von privaten Hobbyzüchtern kaufen wolle, mache die Sache nicht besser, „Wir kennen das doch von den Kleintieren. Da kriegt das Meerschweinchen Nachwuchs und keinen kümmert’s. Kann man ja im nächsten Baumarkt abgeben...“

Peter Friedrich, Präsident des Verbandes für das deutsche Hundewesen, behauptet, dass Norbert Zajac sich „mit Kalkül“ über die Selbstbeschränkung seiner Kollegen hinweg setze: „Auf Kosten der Jungtiere sollen Menschen ins Geschäft gelockt werden.“ „Profitgier“ werfen dem Unternehmer auch die „Duisburger Hundefreunde“ vor, die seit Wochen vor Ort gegen den Welpenverkauf bei Zoo Zajac mobil machen. „Was der Mann vor hat, ist eine Katastrophe“, warnt Sprecher Ralf Kathmann . „Tiere ohne Papiere will er verkaufen, ohne genetische Untersuchung, ohne Abstammungsnachweis.“

„Peta“ rief zu einer Protestaktion auf, daraufhin schickten bislang über 15 000 Tierschützer Mails an Norbert Zajac: mit der Forderung, die Geschäftsidee zu verwerfen. Erste Futtermittelhersteller brachen die Geschäftsbeziehungen zur Duisburger Firma ab. Man lehne „Angebot und Verkauf von Hundewelpen über die Vertriebsschienen des Zoofachhandels grundsätzlich ab“, erklärte etwa die Mars-Holding (Pedigree). Und auch im Internet formiert sich Widerstand: Per Facebook wird gerade eine große Demo vor dem Geschäft am Konrad-Adenauer-Ring organisiert (Montag, 10 Uhr). Am Mittwoch hatten 134 Menschen ihr Kommen bereits zugesagt.

Norbert Zajac selbst findet all das nur „schäbig“; die Aktionen seien „gesteuert“, die Vorwürfe weit hergeholt. 500 Euro wenigstens sollte ein Welpe kosten, an Gelegenheitskäufe glaube er nicht. Und natürlich sei es „traurig“, dass die Tierheime voll wären. „Aber wenn ich Kinder hätte, würde ich mir da keinen Hund holen“, sagt er. „Das Risiko wäre mir zu groß.“ Bei Züchtern gäbe es schwarze Schafe, beim Verkauf von Privat an Privat gar keine Beratung.

Letztendlich, schließt Zajac, entscheide sowieso der Kunde, „mit den Füßen“. Weshalb ihn der ganze Rummel wohl kalt lässt. Sein Geschäft mache ja ordentlich Umsatz, aktuell zehn Prozent mehr als noch im Vorjahr und „keinen Monat unter 500 000 Euro“.