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Millionen Fahrgäste müssen am Donnerstag wegen des Bahn-Streiks mit Behinderungen rechnen. In NRW ist besonders der Raum Düsseldorf/Köln betroffen. Viele Züge im Ruhrgebiet fahren pünktlich. Die Lage im Überblick.
Die in der Nacht zum Donnerstag angelaufenen Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) haben auch in Nordrhein-Westfalen zu Behinderungen geführt. Wie ein Sprecher der Deutschen Bahn in Düsseldorf mitteilte, war am Morgen vor allem der Zugverkehr im Bereich Köln betroffen.
Nach Angaben des GDL-Bezirksvorsitzenden in NRW, Frank Schmidt, streikten am Morgen in NRW rund 120 Lokführer im Personen- und rund 80 im Güterverkehr. Die Lage im Überblick (alle Angaben ohne Gewähr).
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10 Uhr: Die Bahn hat die seit den frühen Morgenstunden andauernden Streiks der Lokführer im Nah- und Fernverkehr scharf kritisiert. Das Unternehmen sei enttäuscht darüber, dass entgegen der Ankündigungen der Gewerkschaft GDL Pendler wieder stark betroffen seien, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber im ZDF-"Morgenmagazin". Er bekräftigte zugleich die Forderung an die Gewerkschaft, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Ich verlange von der GDL, dass sie auf unsere vielfältigen schriftlichen und mündlichen Angebote eingeht."
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9.57 Uhr: Im Duisburger Hauptbahnhof sind am Morgen erkennbar weniger Menschen unterwegs als sonst. Vor der Anzeigetafel steht lediglich ein Dutzend gestrandeter Fahrgäste. Die Hälfte von ihnen weiß nicht, wie sie ans Ziel kommen soll, nach Krefeld zum Beispiel.
Katrin Rudolph will nach Berlin. Die 46-Jährige hatte ihren Sohn im niederrheinischen Emmerich besucht. Am Morgen hat sie ihr Junior vorsichtshalber mit dem Auto nach Duisburg gefahren. Eine gute Stunde lang. „Das war mir zu riskant, da in Emmerich auf den Regionalexpress hierhin zu warten“, erklärt Katrin Rudolph. „Zumal man ja von der Bahn unzureichend informiert wird. Und wenn überhaupt, dann viel zu spät.“ Es ärgert sie, dass die GDL den Arbeitskampf „nun doch auf dem Rücken der Fahrgäste austrägt. Bei uns in Berlin fährt heute fast keine S-Bahn mehr.“ Ihr Eindruck: Die kleine Gewerkschaft wolle sich öffentlich profilieren. Ob sie am Vormittag in den ICE Richtung Hauptstadt einsteigen kann, hat sie auch eine knappe Stunde vor der planmäßigen Abfahrt noch nicht in Erfahrung bringen können.
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Bahnstreik in Essen
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9.47 Uhr: Die Bahn hat in Dortmund beobachtet, dass sich viele Pendler auf den Streik eingestellt haben. "Einige sind knatschig, aber der Kaffee kommt gut an", erklärt ein Sprecher.
Bahnkundin Susanne Schneider aus Lünen-Beckinghausen sagt am Morgen: "Der Streik ist nachvollziehbar, aber langsam wird's nervig." Georg Schlothauer aus Herdecke schimpft: "Es ist eine Unverschämtheit, dass eine kleine Clique von 20.000 Leuten die gesamte Republik erpresst."
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9.29 Uhr: In Dortmund ist die Lage relativ entspannt. Beeinträchtigt ist in erster Linie der Verkehr in Richtung Mengede/Eickel. Von einem positiven Feedback der Bahnkunden berichtet Dirk Berger von der GDL Dortmund. "Viele Bahnreisende sagen: 'Macht weiter so - aber schnell!'" Er geht davon aus, dass schon bald wieder gestreikt werden könnte.
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9.18 Uhr: In Düsseldorf fallen aus: S1 Richtung Dortmund (9.37 Uhr), S8 Richtung Mönchengladbach (9.52 Uhr), S1 Richtung Dortmund (9.57 Uhr), RE Richtung Koblenz (9.58 Uhr).
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9.07 Uhr: Student Maximilian Boshamer ist seit 6 Uhr unterwegs und am Morgen am Essener Hauptbahnhof "gestrandet". Eigentlich sollte er seine Kurse an der Musikhochschule besuchen - das wird er wegen der Verspätungen und Ausfälle allerdings nicht mehr schaffen. Er wird nun den Heimweg antreten. Für den Streik der Lokführer hat er kein Verständnis.
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8.54 Uhr: In Essen fällt die S9 Richtung Wuppertal (9.21 Uhr) aus. In Gelsenkirchen fällt die S2 Richtung Essen aus (9.42 Uhr). In Dortmund fällt die S2 Richtung Essen aus (9.07 Uhr), S2 Richtung Duisburg (9.27 Uhr), S2 Recklinghausen (9.47 Uhr). Es kommt weiterhin zu Verspätungen.
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8.53 Uhr: Im Schienengüterverkehr sind laut DB seit Streikbeginn am Mittwochabend rund 240 Güterzüge nicht gefahren und befinden sich im Rückstau. Die Versorgung von Kraftwerken, Hochöfen und anderen zentralen Industrien werde dennoch gewährleistet.
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8.43 Uhr: Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat den bundesweiten Streik im Personen- und Güterverkehr gerechtfertigt. Viele Fahrgäste seien frustiert, aber es gebe auch Unterstützung. Weitere Streiks schloss Weselsky nicht aus. "Es ist alles offen", sagte er. Nach Weselkys Angaben waren morgens bundesweit rund 800 Lokführer im Streik.
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8.34 Uhr: In Düsseldorf fallen aus: S11 Richtung Düsseldorf Flughafen (8.43 Uhr), S1 Richtung Solingen (8.45 Uhr), S6 Richtung Köln-Nippes (8.52 Uhr), RB Richtung Köln-Messe/Deutz (8.54 Uhr), RE Richtung Emmerich (9.03) - hier wird ein Ersatz-Zug eingesetzt, S11 Düsseldorf-Flughafen (9.03 Uhr).
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8.29 Uhr: Laut Bahn seien trotz einiger Zugausfälle und Verspätungen die Mehrzahl der Züge in Dortmund "pünktlich. Auch die die S-Bahnen 1, 2 und 5 werden in der nächsten Stunde wieder planmäßig fahren."
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8.14 Uhr: Für das Ruhrgebiet meldet die Bahn: "Der Berufsverkehr läuft - mit einzelnen Verspätungen und Ausfällen. Die meisten Züge in Bochum und Essen fahren pünktlich." In Köln sei besonders der S-Bahn-Verkehr betroffen. "Das strahlt auch Richtung Düsseldorf und Ruhrgebiet", sagt ein Sprecher der Bahn.
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8.07 Uhr: In Bochum fällt der RE Richtung Hamm (8.26 Uhr) aus.
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8.01 Uhr: Für Dortmund meldet ein Bahnsprecher: "Die Lage ist nicht schlecht."
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7.56 Uhr: In Essen fallen aus: S9 Richtung Bottrop (8.01 Uhr), S2 Richtung Dortmund (8.07 Uhr), RE Richtung Hamm (8.14 Uhr), S1 Richtung Solingen (8.15 Uhr), S9 Richtung Wuppertal (8.41 Uhr), S6 Richtung Köln-Nippes (8.48 Uhr).
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7.54 Uhr: In Dortmund fällt die RB Richtung Schwerte (8.23 Uhr) aus.
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7.52 Uhr: Der Fahrgastverband Pro Bahn hat angesichts der verhärteten Fronten im Bahntarifstreit die ehemalige EKD-Vorsitzende Margot Käßmann als Mediatorin vorgeschlagen. "Frau Käßmann wäre sicherlich jemand von einer hohen Integrität", sagte der Verbandsvorsitzende Karl-Peter Naumann dem Sender MDR Info.
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7.43 Uhr: Auf den Autobahnen in NRW ist es relativ ruhig. Der WDR meldet momentan insgesamt 71 Kilometer Stau und stockenden Verkehr. Immer wieder stehen die Autos demnach unter anderem auf der A40 zwischen Duisburg und Essen in beiden Richtungen und von Arnheim Richtung Köln auf der A3.
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7.27 Uhr: In Düsseldorf fallen aus: RE Richtung Dortmund (7.40 Uhr), S68 Richtung Langenfeld (7.40 Uhr), S6 Richtung Essen (7.50 Uhr), S8 Richtung Hagen (7.50 Uhr), S6 Richtung Köln-Nippes (7.52 Uhr), S11 Richtung Neuss (7.57 Uhr), S68 Richtung Langenfeld (8 Uhr), S1 Düsseldorf Wehrhahn (8.05 Uhr), S1 Richtung Solingen (8.05 Uhr), S8 Wuppertal-Oberbarmen (8.10 Uhr), S6 Köln-Nippes (8.12 Uhr).
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7.24 Uhr: Nach Angaben des GDL-Bezirksvorsitzenden in NRW, Frank Schmidt, streikten am Morgen in NRW rund 120 Lokführer im Personen- und rund 80 im Güterverkehr. Betroffen seien vor allem die Bahnhöfe in Köln, Düsseldorf, Essen und Dortmund, weil dort viele Tarifkräfte arbeiteten. Etliche Züge seien gar nicht erst aus ihren Depots gefahren, betonte Schmidt. Zudem betonte der GDL-Vertreter, dass die Resonanz auf den Streikaufruf "gut" sei - im laufenden Tarifkonflikt ist es bereits die vierte Streikaktion der GDL.
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7.15 Uhr: In Essen fallen aus: S6 Köln-Nippes (7.28 Uhr), RE Richtung Minden (7.29 Uhr), RE Richtung Münster (7.44 Uhr), S2 Richtung Dortmund (8.07 Uhr), RE Richtung Hamm (8.14 Uhr).
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7.05 Uhr: In Dortmund fällt der RE in Richtung Bestwig (7.37 Uhr) aus. Der ICE Richtung Berlin (7.48 Uhr) hat 15 Minuten Verspätung.
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6.57 Uhr: In Düsseldorf fällt die S68 Richtung Langenfeld (7 Uhr) aus. Der RE Richtung Emmerich (7.03 Uhr) fällt aus. RE Richtung Duisburg (7.06 Uhr) fällt aus. RE Richtung Münster (7.06 Uhr) fällt aus. S68 Richtung Langenfeld (7.20 Uhr) fällt aus. S11 Richtung Düsseldorf Flughafen (7.23 Uhr) fällt aus. RB Richtung Grevenbroich (7.25 Uhr) fällt aus. RB Richtung Wesel (7.26 Uhr) fällt aus. ICE Richtung München (7.27 Uhr) 90 Minuten Verspätung. S6 Richtung Essen (7.30 Uhr) 15 Minuten Verspätung. RE Richtung Dortmund (7.40 Uhr) fällt aus. S68 Richtung Langenfeld (7.40 Uhr) fällt aus.
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6.52 Uhr: In Bochum fällt die S1 Richtung Dortmund (7.24 Uhr) aus. Der ICE Richtung Berlin-Ostbahnhof (7.35 Uhr) hat 20 Minuten Verspätung.
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6.47 Uhr: In Essen sind für die S1 Richtung Solingen (6.55 Uhr) 5 Minuten Verspätung angekündigt. Der ICE Richtung München (7 Uhr) soll wegen des Streiks 60 Minuten Verspätung haben. Die S1 Richtung Dortmund (7.06 Uhr) fällt aus. Die S6 Richtung Köln-Nippes (7.08 Uhr) fällt aus. Die S1 Richtung Solingen (7.15 Uhr) fällt aus. Der RE Richtung Münster (7.44 Uhr) fällt aus.
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6.43 Uhr: In Dortmund fällt die S2 Richtung Essen aus (7.07 Uhr) und der RE in Richtung Bestwig (7.37 Uhr).
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6.30 Uhr: „Im Ruhrgebiet sind lediglich einzelne S-Bahnen und Regionalzüge betroffen", bestätigt ein Bahnsprecher. "In Münster und Hamm fahren fast alle Züge pünktlich.“ Stärker beeinträchtigt ist der Verkehr in Köln. Hier fällt jede dritte bis vierte Bahn aus.
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6.10 Uhr: Die Bahn in NRW berichtet von einem überraschend pünktlich angerollten Berufsverkehr im Ruhrgebiet. „Es fallen einzelne Züge aus, aber ein großer Teil fährt ganz normal“, bestätigte ein Sprecher am frühen Morgen.
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Die Lokführer sind am Morgen um 4 Uhr auch im Personenverkehr flächendeckend in den Streik getreten. Millionen Fahrgäste müssen bundesweit mit Behinderungen rechnen. Der Berufsverkehr in NRW konnte allerdings trotz Behinderungen anlaufen.
Im Tarifstreit mit den Bahnunternehmen sind am Donnerstagmorgen um 4 Uhr auch die Lokführer im Personenverkehr in den Streik getreten. Der Ausstand verlaufe „plangemäß, bundesweit und flächendeckend“, sagte ein Sprecher der Lokführer-Gewerkschaft GDL in Frankfurt am Main. Der Streik im Personenverkehr sollte wie derjenige im Güterverkehr bis um 10 Uhr dauern.
Güterverkehr stark beeinträchtigt
Der stellvertretende GDL-Vorsitzende Norbert Quitter sagte, an dem am Mittwoch um 20 Uhr begonnenen Streik im Güterverkehr bei der Deutschen Bahn und ihren Wettbewerbern hätten sich bis zum Morgen mehr als 500 Lokführer beteiligt. Bei „weit über 600 Zügen“ habe es Beeinträchtigungen oder Ausfälle gegeben.
Die deutschen Binnenschiffer verfügen nach eigenen Angaben über genügend Kapazitäten, um Engpässe im Güterverkehr während des Lokführer-Streiks aufzufangen. „Wir könnten sogar kurzfristig einspringen und Fracht übernehmen“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes, Jens Schwanen, der „Berliner Zeitung“.
In einer Urabstimmung hatten sich mehr als 90 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder am Wochenanfang für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Die GDL fordert von der Deutschen Bahn sowie deren sechs wichtigsten privaten Konkurrenten einen bundesweit gültigen Flächentarifvertrag für Lokführer bei allen Unternehmen im Nah-, Fern- und Güterverkehr. Ziele sind ein einheitliches Mindesteinkommen auf dem Niveau des Marktführers Deutsche Bahn sowie weitere einheitliche Regelungen.
Bahn-Personalvorstand: GDL-Streik im Güterverkehr „absurd“
Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber bezeichnete es als „absurd“, dass die GDL den Güterverkehr der Bahn bestreike, um Druck auf die Wettbewerber im Personenverkehr auszuüben. Er forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Der Fahrgastverband Pro Bahn schließt derweil eine Einigung im Tarifstreit in absehbarer Zeit aus. Der Verbandsvorsitzende Karl-Peter Naumann sagte dem Sender MDR INFO, er schlage die ehemalige EKD-Vorsitzende Margot Käßmann als Vermittlerin vor.
Fahrgäste, die ihre Reise aufgrund des Streiks nicht antreten können, können sich ihre Fahrkarte kostenlos erstatten lassen. Reisende können sich nach Angaben der Deutschen Bahn unter der Servicenummer 08000-996633 oder im Internet informieren. (afp)