Bottrop. . Kanzleramtschef Ronald Pofalla will sich für Bottrop als Innovation City Ruhr einsetzen. Sogar in Brüssel will er werbung für die Stadt machen, die klimafreundlich gestaltet werden soll.

Bernd Tischler geht es schon leicht über die Lippen. „Herzlich willkommen in der Innovation City Ruhr“, sagt Bottrops Oberbürgermeister, als er Kanzleramtschef Ronald Pofalla im kleinen Sitzungssaal des Bottroper Rathauses begrüßt. Hinter dem Stadtoberhaupt hängt ein Gemälde aus der Bergbau-Ära. Es zeigt in hellen und dunkleren Tönen Fördertürme und rauchende Schlote neben verblüffend modernen Gebäuden. Es sind Motive, die den Wandel Bottrops vor vielen Jahrzehnten symbolisieren sollen.

Auch diesmal geht es um die Um- und Aufbrüche in der Stadt am Nordrand des Reviers. In Bottrop soll innerhalb der nächsten zehn Jahre ein bundesweit einzigartiges Energiespar-Viertel entstehen: die „Innovation City Ruhr“. Angestoßen hat das Projekt der Initiativkreis Ruhr, ein Zusammenschluss von rund 60 großen Unternehmen aus der Region.

Ronald Pofalla ist von Berlin nach Bottrop gereist, um seine Unterstützung für die ehrgeizigen Pläne zu demonstrieren. „Ich finde die Idee der Innovation City fantastisch“, schwärmt der Kanzleramtschef im Kabinett von Angela Merkel. Das Vorhaben des Initiativkreises Ruhr sei „eines der ganz großen Innovationsprojekte in Deutschland“.

Rückenwind aus Berlin

Das Projektgebiet für die „Klimastadt der Zukunft“ mit rund 70 000 Einwohnern umfasst eine Fläche von etwa 2500 Hektar im Bottroper Süden und in der Innenstadt. Geplant ist, in diesem Umkreis möglichst den gesamten Gebäudebestand zu sanieren, um den Energieverbrauch kräftig zu drosseln. So sollen zum Beispiel alte Heizkessel ausgetauscht und durch neue Wärmepumpen oder Solaranlagen ersetzt werden. Ziel ist es, den Energiebedarf in der Innovation City bis zum Jahr 2020 um mehr als die Hälfte zu reduzieren.

Die Beteiligung und Beratung der Bürger soll zentraler Bestandteil der Strategie des Initiativkreises Ruhr sein. Außerdem wird an einem Finanzierungskonzept gefeilt. Der ehrenamtliche Initiativkreis-Moderator Bodo Hombach, der auch Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe ist, sagte am Rande des Besuchs von Ronald Pofalla: „Wir freuen uns über den Rückenwind aus Berlin. Wichtig ist, dass wir nun alle verfügbaren Finanzierungsmöglichkeiten koordiniert ausloten. Hier arbeiten wir auch eng mit der Staatskanzlei Düsseldorf zusammen.“ Geplant ist eine Geberkonferenz für die Innovation City, die voraussichtlich in den Sommermonaten in Bottrop stattfinden soll.

Der Zechenbetreiber RAG will sich als Gastgeber engagieren. „Die RAG wird das Projekt unterstützen – nicht nur mit dem Platz für die Geberkonferenz“, erklärte RAG-Vorstandsmitglied Jürgen Rupp. Günther Horzetzky, Staatssekretär im NRW-Wirtschaftsministerium, machte deutlich, dass sich auch das Land einbringen will.

Bottrop hofft auf Mittel der Europäischen Union

Bottrop hofft auch auf Mittel der Europäischen Union. Oberbürgermeister Tischler, der in dieser Woche in Brüssel mit Energiekommissar Günther Oettinger die Förderchancen für Bottrop erörterte hatte, warb noch einmal eindringlich für den ambitionieren Stadtumbau. Hombach sagte: „Das Gelingen der Konferenz ist entscheidend für den Erfolg von Innovation City Ruhr, denn ohne den nachhaltigen Zufluss von Geldmitteln ist das Projekt nicht zu realisieren.“

Kanzleramtschef Pofalla gab sich optimistisch und verwies auf die gute Zusammenarbeit von Bund und Land in der Kohlefrage. Pofalla sicherte zu, im Sinne Bottrops auch das Gespräch mit dem EU-Kommissar für Regionalpolitik, Johannes Hahn, zu suchen. Der einflussreiche Kommissar soll auch eine Einladung nach Bottrop erhalten.