Berlin. Helmut Kohl, Angela Merkel, Kristina Schröder: Viele bekannte Politiker tragen Doktortitel. Ihre Doktorarbeiten sind immer wieder genau unter die Lupe genommen worden – nicht alle kamen gut an. Helmut Kohls Werk beispielsweise soll intellektuell sehr überschaubar sein.

Je größer die Prominenz, desto akribischer der Hang, nach Spuren von wissenschaftlichem Fehlverhalten zu suchen: Was Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg gerade widerfährt, ist kein Einzelfall. Schon oft gerieten Spitzenpolitiker in die Schlagzeilen, weil Zweifel an ihrer akademischen Integrität laut geworden waren.

Nie endete es so wie bei einem Berufsschullehrer. Ihn kostete seine abgekupferte Doktorarbeit an der Uni Tübingen vor fünf Jahren außer dem Titel neunzig Tagessätze. Altkanzler Helmut Kohl (CDU) musste sich oft Häme gefallen lassen. Sein Thema „Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945“ stand in dem Ruf, nun ja, intellektuell sehr überschaubar zu sein. Auch gab es Bedenken, ob Kohl all die Fachliteratur durchgeackert habe, die aufgelistet war.

Beim früheren Agrarminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), gab es kaum Zweifel. Verschiedene Experten nannten dessen 160-seitige Doktorarbeit dem Sinne nach einen schlechten Witz. Sie entspreche weder inhaltlich noch formal wissenschaftlichen Ansprüchen.

Ohne Nachweis

Margarita Mathiopoulos, die bundesweit Bekanntheit erlangte, als Willy Brandt sie 1987 zur SPD-Vorstandssprecherin machen wollte, wies ähnliche Vorwürfe lange Zeit zurück. Medien hatten berichtet, sie habe ihre Promotion teils ohne Nachweis aus Standardwerken abgeschrieben.

Bei Angela Merkel hat sich das bisher niemand getraut, obwohl die Kanzlerin gestern selbst dezent darauf aufmerksam machte, dass ihre noch zu DDR-Zeiten fabrizierte Arbeit ausgiebig „beleuchtet“ worden sei. Muss am sehr speziellen Thema gelegen haben: „Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden“.

Echte Probleme bekam dagegen zuletzt das jüngste Kabinettsmitglied, Familienministerin Kristina Schröder. Die CDU-Politikerin sah sich dem Vorwurf ausgesetzt, ihre Doktorarbeit („Gerechtigkeit als Gleichheit? Eine empirische Analyse der objektiven und subjektiven Responsivität von Bundestagsabgeordneten“) mit Unterstützung eines Mitarbeiters ihres Doktorvaters (Fernseh-Politikerklärer Jürgen Falter) fertiggestellt zu haben.