Essen. . Fast die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten in NRW sind gefährdet. Schuld ist die Landwirtschaft, sagen Umweltschützer. Riesige Maisfelder lassen keinen Platz für Vielfalt.

Fast die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten in Nordrhein-Westfalen sind gefährdet. Schuld ist die Landwirtschaft, kritisierte gestern NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) bei der Bekanntgabe der Roten Listen der gefährdeten Arten. Die Intensivierung der Landwirtschaft ist auch für Naturschützer der Grund für Rückgang und Aussterben vieler Spezies.

Bedrohte Feldlerche

Beispiel Feldlerche: Früher war ihr markanter Gesang fast überall da zu hören, wo Landwirtschaft betrieben wurde. Heute ist sie extrem selten geworden. Ihre Nester am Boden werden von mähenden Traktoren zerstört, ihre Jungen getötet. Eine „extensive“ Bewirtschaftung von Äckern und Feldern könnte die Lerche retten: Statt mehrfach im Jahr das Heu einzuholen, sollte nur ein mal pro Jahr gemäht werden.

Weniger Kühe auf den Weiden sorgen für mehr Pflanzenvielfalt und vor allem mehr Blüten.

Überhaupt sind blühende Pflanzen für die Artenvielfalt enorm wichtig. „Viele Insekten wie Schmetterlinge oder Bienen sind auf Blüten angewiesen. Finden diese Tiere keine Nahrung, kommen auch viele insektenfressende Vögel keine Nahrung mehr und werden seltener“, erklärt Birgit König, Sprecherin des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) in NRW.

Besonders riesige Raps- und Maisfelder stören die Naturschützer. Der Einsatz von Pestiziden und Dünger sei auf solchen Äckern sehr hoch, außerdem wachse der Mais so hoch, dass es für Küken von Bodenbrütern wie Feldlerche oder Grauammer zu kühl und zu feucht sei, sagt Königs. Zwar sei der Raps ein sogenannter Massenblüher, der in kurzer Zeit sehr viele Insekten an die gelben Blüten lockt. „Doch danach ist Schluss. Dann finden die Bienen bis zum Herbst keinen Nektar mehr, weil neben dem Raps keine anderen Pflanzen eine Chance haben“, sagt Friedrich Wilhelm Brinkmann vom Landesverband der Westfälischen und Lippischen Im­ker. „Der Begriff ‘Nachwachsende Rohstoffe’ klingt ge­schmeidig, führt aber zu einer Verödung unserer Landschaft.“ Immer mehr Biogasanlagen und Massentierhaltungen führten zu immer höherem Bedarf an Mais – als Brennmaterial und als Futter.

„Für die Bauern lohnt es sich, Mais für Biogas zu produzieren anstatt sich im Rahmen des Vertragsnaturschutzes dafür bezahlen zu lassen, dass sie manche Felder nicht bewirtschaften“, sagt Birgit Königs vom NABU. Dabei sind genau diese Flächen Rückzugsort für viele Tier- und Pflanzenarten. Wie Feldlerche und viele Bienenarten.