Hattingen. . Seit über 20 Jahren engagiert sich Jens Herkströter in seiner Freizeit bei der Freiwilligen Feuerwehr. Er ist einer von vielen Ehrenamtlichen, die sich für die Allgemeinheit einsetzen.
Wenn’s brennt, kommt Jens. Tags, nachts, immer. Vielleicht fährt er den Feuerwehrwagen, es hat ja nicht jeder den Führerschein. Vielleicht rollt er die Schläuche aus, rennt ins Feuer, rückt den Flammen zu Leibe. Vielleicht ist er auch „nur“ der Pressesprecher. Herr Hauptbrandmeister Herkströter aus Hattingen und sein Hobby.
So verdutzt, wie Sie jetzt vielleicht gucken, gucken alle. „Viele denken, wir kriegen da Geld für“, sagt Jens Herkströter. Gibt aber keins, Verdienstausfall allenfalls, aber den nimmt der Arbeitgeber: Bei der Freiwilligen Feuerwehr zu sein, ist ein Ehrenamt. Aber Herkströter, der hat eben wirklich „Hobby“ gesagt.
Das mag an der Kameradschaft liegen und an der Geselligkeit, sie haben da eine sehr hübsche Theke im Gerätehaus und an der Pinnwand die Einladung zu einer zünftigen Fete, aber bei Jens Herkströter liegt es sicher auch an der Zeit. Zwei, drei Einsatzstunden in der Woche sowieso, dann leitet er als Stadtjugendfeuerwehrwart eine von drei Jugendgruppen, dazu die regelmäßigen Veranstaltungen. Eine gewisse Ämterhäufung, nun ja, wenn sein Ehrenamt nicht Hobby wäre – der 33-Jährige hat ja auch noch Familie! Und einen ordentlichen Beruf. Er ist nämlich Bankkaufmann. Eigentlich.
Das kam, weil er sein Hobby nicht auch noch zum Beruf machen wollte, man will ja den Spaß nicht daran verlieren, wobei: Mit dem Begriff „Spaß“ tut Herkströter sich schwer. Ein Einsatz an sich, der darf ja keinen Spaß machen, „da steckt immer ein Schicksal dahinter“, aber das Helfen, das Gefühl, gebraucht zu werden, das macht ihm Freude. „Man tut was für andere“, sagt der Hauptbrandmeister, etwas, das einen Nutzen hat und ein sichtbares Ergebnis. Das Feuer erlischt, die Katze ist wieder am Boden, oder die Leute schrauben auch nur einen Rauchmelder unter die Zimmerdecke. „Einsatzziel“ erreicht, auch wenn es nur ein Informationsabend war: Was tun, wenn’s brennt? „Man bewirkt was.“
Größtes Vertrauen
Ihm selbst ist das sehr bewusst, auch wenn ein Feuerwehrmann niemals sagen würde: „Ohne uns wärt ihr nichts.“ Die Bestätigung kommt von allein. Nicht, dass die Leute sich bedanken würden, das hat er nur einmal erlebt: dass sein Trupp nach dem Feuer- zum Durstlöschen geladen wurde. Aber die Feuerwehr genießt noch Anerkennung in der Gesellschaft und in Statistiken den „höchsten Vertrauensstatus“, vor den Ärzten! „Was wir tun, kommt bei den Menschen an.“ Für Herkströter eine „Belohnung“, „da kommt was zurück“.
Auch interessant
Vielleicht hat er das schon als zwölfjähriger Junge gespürt, in seiner eigenen Jugendgruppe und lange, bevor er selbst löschen durfte. Und er sieht es heute bei seinen Schützlingen: „Wenn man einmal dabei ist, bleibt man dabei, und zwar nicht, weil man dann nicht zur Bundeswehr muss.“ Das wäre nun ohnehin hinfällig, aber unter den 18-Jährigen ticken alle so: „Die wollen nichts anderes mehr.“ Allerdings können sie auch nicht. Die „Freiwillige“ lässt wenig Freizeit für weitere Hobbys. Bei dem es piept, der muss springen.
Der Funkmelder geht mit Jens Herkströter spazieren, sagt er, nachts steht er an seinem Bett, und seit er sich erinnern kann, hat er ihn nur ein einziges Mal ausgemacht: Das war bei seiner Hochzeit. Bei der Verlobung allerdings, da ist er noch rausgefahren, kam fast erst mit den Gästen zur Party. Wobei man annehmen darf, die meisten waren ohnehin bei der Feuerwehr. „Wenn man’s richtig macht“, gesteht Herkströter, „ist es ein bisschen mehr als ein Ehrenamt.“