Bochum/Dortmund. Ein 57-Jähriger, der lange auf dem verseuchten Gelände der PCB-Skandalfirma Envio in Dortmund gearbeitet hat, ist tot.

Ein 57-jähriger Dortmunder, der jahrzehntelang auf dem verseuchten Gelände der PCB-Skandalfirma Envio beschäftigt war, ist tot. Er starb am Montag an seinem Arbeitsplatz in Bochum. Die Todesursache ist noch unklar. Eine erste Obduktion des Leichnams brachte kein belastbares Ergebnis. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt.

Der Schock sitzt tief bei den Mitarbeitern der Transformatorenservice West GmbH in Bochum. Ihr 57-jähriger Kollege war am Montag plötzlich zusammengesackt. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Der Trafo-Monteur war nicht mehr zu retten. Bis Oktober 2009 hatte der Mann auf dem PCB-verseuchten Envio-Gelände im Dortmunder Hafen gearbeitet. Sein Brötchengeber TSW siedelte im Oktober 2009 von Dortmund nach Bochum über, hat aber bis heute noch Material auf dem kontaminierten Gelände liegen, das schrittweise nach Bochum transportiert wird.

Nach gesicherten Informationen der WAZ hatte der verstorbene Dortmunder hohe Mengen des als krebserregend geltenden Giftes PCB im Blut.

Massiv belastet

Unter den mehr als 300 Betroffenen der bundesweit größten PCB-Katastrophe der letzten Jahrzehnte zählte er zur Gruppe der massiv Belasteten. Bei der gestern durchgeführten Obduktion des Leichnams „war die Todesursache nicht feststellbar“, sagt Staatsanwalt Jochen Kodal. Von giftchemischen und feingeweblichen Untersuchungen erhofft sich der Ermittler jetzt genaue Aufschlüsse. „Wegen des Zusammenhangs mit Envio“ werde das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Dortmund übergeben, die seit acht Monaten im Envio-Skandal ermittelt.

Der Todesfall fällt zeitlich zusammen mit Drohungen gegen Personen, die im Envio-Skandal als Zeugen auftraten. Offensichtlich hält auch die Polizei Aussagen gegen die Giftfirma für riskant. So wurde einer Person gleich nach ihrer Vernehmung in Sachen Giftskandal Personenschutz angeboten.

Ein WAZ-Informant, der Details der ominösen Gifttransporte aus Kasachstan nach Dortmund kennt, in die kriminelle Kreise verwickelt sind und bei denen hunderte Tonnen von Giftmüll verschwanden, sagte kürzlich in einem Interview: „Ich habe Angst um mein Leben.“