Wirtschaftsführer müssten mehr persönliche Verantwortung übernehmen, sagte Klaus Engel beim Jahresempfang von Ruhrbistum und katholischer Akademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim. Manager müssten aufhören, Wasser zu predigen und Wein zu trinken.
Engel gelten ja gemeinhin gerade in der katholischen Welt als freundlich und zartfühlend. Da dürfte es manchen Gast des Jahresempfangs von Ruhrbischof und katholischer Akademie „Die Wolfsburg“ schon überrascht haben, mit welch deutlichen Worten der gleichnamige Chef des Evonik-Konzerns jetzt in Mülheim mit der vermeintlichen Wirtschaftselite umgegangen ist.
Es sei geradezu tragisch, dass das Vertrauen in die Soziale Marktwirtschaft auf einem Tiefpunkt angelangt sei, wo sich dieses System in der Wirtschaft- und Finanzkrise doch „großartig geschlagen hat“. Neues Vertrauen könne jedoch „nur wiedergewonnen werden, wenn auch Wirtschaftsführer ihre eigene Verantwortung wieder persönlich wahrnehmen, wenn aufgehört wird, Wasser zu predigen und Wein zu trinken“. Zu viele Manager unterschätzten die gesellschaftlichen Folgen ihres Handelns.
Geerdet bleiben
Zu Recht zählten Wirtschaftsführer zu den Eliten dieses Landes, so Engel. Aber „gerade die größten Vorbilder dürfen nicht den Kontakt zum Bürger verlieren, sie müssen geerdet bleiben“, forderte der 54-Jährige. Zu oft verschanzten sich die Wirtschaftseliten „hinter den Floskeln der ,Corporate Social Responsibility’. Die persönliche, individuelle Verantwortung wird outgesourct und auf irgendwelche allgemeinen Wohlfühl-Programme des Unternehmens übertragen“, kritisierte der Manager.
Einmal mehr warb Engel für einen offenen, auf Konsens ausgerichteten Dialog. Wie wichtig dies für den Zusammenhalt der Gesellschaft sei, habe die Schlichtung bei Stuttgart 21 gezeigt. „Allein das Anhören der gegensätzlichen Argumente hat in Stuttgart mehr Frieden gestiftet als so mancher Polizeieinsatz.“ Aber auch die Manager müssten lernen, „ernsthaft zuzuhören“. Heute wüssten „die Kirchen manches mal mehr über die Arbeits- und Lebensnöte unserer Mitarbeiter und Mitbürger als wir selbst“.
Bischof Franz-Josef Overbeck wird das gerne gehört haben, hatte er doch zuvor deutlich gemacht, dass es nach wie vor einen Anspruch der Kirche gibt, öffentlich zu sein. Angesichts aktueller Auseinandersetzungen etwa um die Kirchenfinanzen oder das Verhältnis von Staat und Kirche, „die teilweise wieder kulturkämpferische Züge haben“, gelte weiter: „Religion ist öffentlich!“ Wenn sich das Christentum behaupten wolle, müsse es seinen Platz in den „alltäglichen Zwischenräumen“ der Gesellschaft finden und sie menschlich gestalten, so Overbeck.
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