Ruhrgebiet. .

Der Winter hat gerade erst angefangen, doch er nervt alle, die irgendwohin müssen und nur schlitternd und schleichend weiterkommen. Über 1200 Unfälle wegen Schnee und Glatteis in 24 Stunden in NRW, 99 Verletzte, zum Glück keine Todesopfer. Stillstand der Buslinien in Dortmund von Mittwoch auf Donnerstag und eine geschlossene Schulen wegen Streusalzmangel in Essen lassen Väterchen Frost grimmiger erscheinen als er in Wirklichkeit ist. Denn auf Eis und Schnee lässt es sich wunderbar Schlittenfahren und einem Kult huldigen, den es längst nicht alle Jahre gibt: Am Samstag soll der einzige Skilift des Ruhrgebiets eröffnen. Wedeln und Carven in Hattingen, das haut selbst den Schneemann um.

Wer sich vor die Türe traut, der weiß: Glatt ist es fast überall, auf Bürgersteigen, Nebenstraßen und nicht ganz so wichtigen Hauptstraßen. Aber auch auf den Autobahnen werden die Leitplanken auf vereisten Brücken geradezu magnetisch. Wichtigster Beruf in diesen kalten Tagen ist Streuwagenfahrer, wichtigste nebenberufliche Beschäftigung Schneeschieben und Eiskratzen. Doch ohne Schieber schiebt’s sich schlecht. Zahlreiche Baumärkte melden ausverkauft, auch Granulat für den Bürgersteig gilt vielerorts schon als Mangelware. Die Folgen nur notdürftig geräumter Gehwege präsentieren sich besonders plastisch auf den chirurgischen Stationen der Krankenhäuser. Fünfmal soviel Menschen mit Knochenbrüchen wie sonst nimmt die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik in Duisburg derzeit auf. Auch die Katholischen Kliniken Oberhausen zählen ein Drittel mehr Fälle als im Sommer.

Schieber Mangelware

Am Salz-und Granulatmangel auf den Gehwegen liegt die hohe Zahl der Unfälle sicherlich, aber: Viele Bürger werden dem steinharten Eis-Panzer vor der Haustüre einfach nicht mehr Herr. Und manche Hausmeister auch nicht, weil ihnen das wichtigste zu ihrem Handwerk fehlt, das Streusalz. Manchmal fehlt sogar noch etwas wichtigeres,nämlich der ganze Hausmeister, wie an einer Realschule in Essen: Hausmeister krank, dementsprechend kein Streudienst, also kein Unterricht. Die anscheinend praktischer geprägten Gesamtschüler in Essen-Stadtwald nahmen selbst die Schieber zur Hand und siehe da: Der Unterricht konnte stattfinden.

Für die Straßen gibt es jedenfalls derzeit Streugut genug. Die Städte haben nach dem Frost-Frust der vergangenen Saison eine gesalzene Ladung bestellt. Auch Straßen NRW hat mehr Taumittel auf Lager als sonst – 135 000 Tonnen - und füllt ständig nach. „Das wird reichen“, ist sich Straßen-NRW-Sprecher Bernd Löchter sicher, „um unsere Bundes-, Land- und 1000 Kilometer Kreisstraßen zu versorgen“.

Um die Straßen in den Städten müssen sich die Gemeinden selbst kümmern, manchmal bedienen sie auch Land- und Bundesstraßen mit, das ist reine Verhandlungssache mit den Verantwortlichen, nach dem Motto: Eine Hand streut für die andere. Apropos Schneemann: Einen der speziellen Art erwischten Zöllner auf der A 3 bei Emmerich – mit 1,2 Kilogramm Kokain im Kofferraum.