Essen/Den Haag.

Hollands Regierung plant, dass Coffeeshops künftig Hasch und Marihuana nur noch an Niederländer verkaufen dürfen. Damit will man den Drogentourismus stoppen und die Kriminalität eindämmen.

Rund 700 Coffeeshops gibt es in den Niederlanden. Die, die in der Nähe zur deutschen Grenze liegen, wie etwa in Venlo, erfreuen sich seit Jahrzehnten eines regen Zulaufs deutscher Drogentouristen aus dem Ruhrgebiet und dem Rheinland. Mit dem Einkauf von Hasch und Marihuana in Holland könnte es — zumindest offiziell – bald vorbei sein. Wenn die Regierung in Den Haag umsetzt, worüber sie derzeit nachdenkt: Im Kampf gegen den in den Niederlanden tobenden Drogenkrieg unter Dealern will sie einen „Hasch-Pass” („Wietpas”) für den Einkauf in Coffeeshops einführen. Und den soll es nur für Niederländer geben, die älter als 18 sind.

Mit dem „Hasch-Pass“ sollen Holländer pro Kopf und Tag maximal fünf Gramm Hasch oder Marihuana kaufen können. Dazu möchte die christlich-liberale Regierung mindestens 100 Coffeeshops schließen, die sich in der Nähe von Schulen befinden.

Venlo hat bereits versucht, sich selbst zu helfen. 5900 Menschen besuchten dort im vergangenen Jahr täglich einen Coffeeshop. 65 Prozent der Kundschaft reiste aus Deutschland an. Zwei der Venloer Coffeeshops liegen unmittelbar an der deutschen Grenze. Eine bewusste Standort-Entscheidung der Stadt, da man die Drogentouristen vom Zentrum fernhalten will. Bergen op Zoom und Rosendaal, Grenzgemeinden in den südlichen Niederlanden, ließen alle Coffeeshops schließen, da sie sich von Drogentouristen aus Belgien und Frankreich „überschwemmt“ sahen.

Einstiegsdrogen für härtere Sachen

Nachfrage beim Zollfahndungsamt Essen. Dieses ist zuständig für die Drogenfahndung an der Grenze – vom Aachener Dreiländereck bis nach Emden. Sprecher Ulrich Schulze begrüßt den niederländischen Vorstoß zur Einführung eines „Hasch-Passes“. Der Experte weist daraufhin, dass die Bezeichnung „weiche Drogen“ für Hasch und Marihuana heutzutage völlig falsch sei. „Denn die gezüchteten Hanfpflanzen weisen mittlerweile einen sehr hohen THC-Wert von 18 bis 20 Prozent auf. Das ist der Rauschgiftanteil der Pflanze. Außerdem weiß man, dass Hasch und Marihuana Einstiegsdrogen für härtere Sachen sein können.“

Nicht zuletzt werde vermutet, dass im Umfeld von Coffeeshops mit Heroin und Kokain gehandelt werde, betont der Experte des Zollfahndungsamtes. „Daher begrüßen wir alle Maßnahmen, die einen Schmuggel in diesem Bereich unterbinden wollen.“ Auch wenn Schulze weiß, dass ein beabsichtigtes Verbot des Drogeneinkaufs in Coffeeshops für Touristen leicht unterlaufen werden kann. „Dann gehen die Niederländer rein und verkaufen das Zeug halt weiter.“ Ob das Vorgehen der niederländischen Regierung EU-Recht entspricht, ist unklar. Derzeit beschäftigt sich der Europäische Gerichtshof mit einem Fall aus Maastricht. Die niederländische Stadt hatte entschieden, dass nur noch Einheimische Zugang zu örtlichen Coffeeshops haben sollten. Ein Ladenbesitzer zog dagegen vor Gericht. Ein Urteil wird für Mitte Dezember erwartet.

Die holländische Regierung möchte den „Hasch-Pass“ zunächst in den Provinzen Brabant und Limburg einführen, um den Hanfhandel einzudämmen und die Drogenkriminalität zu senken. Rund um die Stadt Eindhoven (Provinz Noord-Brabant) gibt es die meisten illegalen Hanf-Plantagen. Drogensyndikate liefern sich einen Krieg um Marktanteile. Eines der Opfer war unlängst ein 12-jähriger Sohn eines Drogenbarons, der von Killern erschossen wurde. Der Anschlag galt offenbar seinem Vater, der den Überfall auf sein Haus bei Eindhoven schwerverletzt überlebte.