Essen. .

„Ich komme aus Ghana“, sagt die junge Meeresbiologin. Lailah Hartey-Aritwi ist zum ersten Mal in Deutschland, zum ersten Mal in Essen. Auf dem großen Zukunftskongress „Our Common Future“ in der Philharmonie.

Das ist, was alle brauchen: Im Foyer der Philharmonie herrscht babylonische Sprachverwirrung: Chinesisch, Spanisch, Deutsch und natürlich Englisch wird gesprochen, 800 Teilnehmer aus 40 Nationen besuchen einen der größten Zukunftskongresse des Jahres und den akademischen Höhepunkt des Kulturhauptstadtjahres. Es geht bei den über 200 Fachvorträgen um die zentralen Herausforderungen unserer Gesellschaft und um Themen, die das Ruhrgebiet direkt betreffen, erläutert Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der Essener Stiftung Mercator, die gemeinsam mit der Volkswagen-Stiftung und Ruhr.2010 den zweitägigen Kongress veranstaltet.

Es gilt, neue Konzepte für eine Gesellschaft zu finden, die sich nach Ansicht von Wissenschaftlern in einem rasanten sozialen, demografischen, kulturellen und ökologischen Wandel befindet. Klimawandel und Energie ist ein Schwerpunkt der Tagung, Zukunftstechnologie, Menschenrechte, Medizin und Gesundheit sowie Strukturwandel und Wirtschaft sind weitere. So reden die international bekannten Forscher in ihren Vorträgen und Workshops unter diesen Überschriften etwa über Wasser und Nachhaltigkeit, über Klimawandel, erneuerbare Energie, globale Märkte, Ballungsräume, Migration und Religion.

Während in den Vortragssälen die Forscher aus aller Welt näher zusammenrücken, beschwören die Initiatoren des Kulturhauptstadtjahres eine Etage darüber das Zusammenwachsen des Ruhrgebiets. Bundestagspräsident Norbert Lammert und Fritz Pleitgen, Geschäftsführer der Ruhr.2010 GmbH, machen sich vehement dafür stark, dass das Kulturhauptstadtjahr weitergeführt wird. Nicht als simple Fortsetzung, nicht in der aktuellen Form, sondern mit neuen Akzenten, mit neuen Themen aus Wissenschaft, Technik und Kultur. Es müsse eine Institution installiert werden, getragen von den Städten, dem Land und von Privaten, die die geweckten Kräfte pflegt und bis 2020 in neue Projekte gießt. „Allein sind die Halbstarken der Region nichts“, sagt Lammert und meint die größeren Städte an der Ruhr. „Erfolgreich wurde die Region erst, als sich die 53 Kommunen gemeinsam in die Waagschale warfen.“ Dies sei eine entscheidende Einsicht kurz vor Schluss des Kulturhauptstadtjahres. Auch Pleitgen glaubt zu erkennen, dass der „lähmende Geist von Rivalität und Missgunst“ zurückgedrängt worden sei. Diesen Schwung gelte es zu nutzen und in die Zukunft zu tragen.

Während die Offiziellen oben Visionen skizzieren, verplaudert sich Lailah Hartey-Aritwi unten im Foyer beim O-Saft. „Oh“, sagt sie plötzlich, „wo ist meine Klimawandel-Gruppe?“