Hemer/Hanoi. .
Zwei Pyrotechniker aus Hemer sind bei den Vorbereitungen der Feierlichkeiten zum 1000. Geburtstag Hanois ums Leben gekommen. Einer von ihnen ist der Kommunalpolitiker Siegried Tomczak.
„Böllermann” haben sie ihn genannt, den Sicherheitsbeauftragten der Landesgartenschau in Hemer. Weil er sich so gut auskannte mit Raketen und Krachern, eigentlich mit allem, was eine Zündschnur hat. Deshalb ist Siegfried Tomczak vor einigen Tagen auch nach Hanoi geflogen. Um zu helfen bei den Vorbereitungen für die großen Feuerwerke, mit denen am Sonntag der 1000-jährige Geburtstag der Hauptstadt gefeiert werden soll. Jetzt ist der 55-Jährige tot. Und sein Freund und Kollege Karl-Heinz Schinella auch. Gestorben bei einer Explosion von Feuerwerkskörpern.
Die Behörden in Hanoi halten sich mit Informationen zurück. Fest steht deshalb bisher nur, dass es am Mittwochmittag (Ortszeit) zu mehreren Explosionen in oder in der Nähe des My Dinh Stadion gekommen ist, einem von 29 Orten, an dem es Sonntag knallen und krachen, leuchten und glitzern soll. Zwei Container mit Feuerwerkskörpern seien in Brand geraten, heißt es offiziell. Nguyen Duc Nhanh, Direktor der Polizei in Hanoi, spricht vage von „Fehlern im Transportprozess”.
Es sind Fehler mit verheerender Wirkung. Noch mehrere hundert Meter von der Unglücksstelle entfernt lassen die „sechs oder sieben” Explosionen Scheiben bersten. Kurz darauf steigt ein großer weißer Rauchpilz in den Himmel über dem Stadion. Feuerwehr und Rettungskräfte rasen heran. Drei Menschen können sie verletzt retten, darunter einen weiteren Pyrotechniker aus Hemer. Doch für Tomczak und Schinella, eine Frau aus Singapur und einen Vietnamesen kommt jede Hilfe zu spät. Ihre Leichen, heißt es, seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
Seit die Nachricht ins Sauerland gedrungen ist, steht Hemer unter Schock. Denn vor allem Siegfried Tomczak ist in der Felsenmeerstadt bekannt. Parteivorsitzender der SPD war er lange, Mitglied verschiedener Ausschüsse und des Aufsichtsrates der Stadtwerke. Von 2004 bis 2009 auch stellvertretender Bürgermeister.
Vor allem aber war er der „Siggi”, ehemaliger Berufssoldat mit stets offenem Ohr und gutem Rat für alle, die ihn fragten. „Sicherheitsbeauftragter” der Landesgartenschau war er. Erst ehrenamtlich, später offiziell. Aber solche Unterscheidungen waren ihm egal. Weil er ohnehin stets nach dem Rechten sah. Weil er organisierte und plante. Die Sicherheit, aber auch seine Feuerwerke.
Als Hobby hatte die Pyrotechnik begonnen, zur staatlich geprüften Leidenschaft war sie längst geworden. Der „Böllermann” war einer, den man kannte in der Szene – auch weil er bei den World Pyro Olympics, den Weltmeisterschaften der Feuerwerker, auf Anhieb auf dem zweiten Platz landete. Nicht zuletzt deshalb hat man ihn eingeladen nach Hanoi. Und Tomczak ist der Einladung gerne gefolgt. „Er hat”, sagt ein Bekannter, „sich so gefreut auf Sonntag.”