Brüssel. .
Am Mittwoch zogen rund 1200 deutsche Bergleute durch Brüssel. Sie wollten zeigen, dass sie sich nicht alles gefallen lassen.
„Wenn man nicht einmal mehr der Kanzlerin trauen kann . . .“. Ulrich Mikat beendet den Satz lieber nicht. Mit 1200 Kollegen aus den deutschen Bergwerken marschiert er durch das EU-Viertel in Brüssel, hat sich eingereiht in die Protestzüge für ein sozialeres Europa. Der Dinslakener und seine Kollegen haben aber auch ein konkretes Anliegen. Sie kämpfen für die Anerkennung des deutschen Steinkohlekompromisses.
2007 haben sich IGBCE und Bundesregierung geeinigt, im Jahr 2018 soll Schicht am Schacht sein. Dann laufen die Subventionen aus.
Dass sie für diesen schmerzhaften Kompromiss noch einmal würden kämpfen müssen – das hätte keiner der Kumpel gedacht. Aber die EU-Kommission will, dass schon 2014 Schluss ist.
Jetzt ziehen die Bergleute durch Brüssel, wollen zeigen, dass es sie noch gibt, dass sie sich nicht alles gefallen lassen. Ob es nützt? Gisbert Krantz zuckt mit den Schultern. Er ist skeptisch. Sein Kollege Alois Johann gibt sich kämpferisch: „Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Ein abgedroschener Spruch? Er bringt die Stimmung der Kumpel von Ruhr und Saar auf den Punkt. Auf ihren Plakaten fragen sie immer wieder, wie viel Merkels Wort wert ist.
Flaggen statt Böller
Die deutschen IGBCE-Mitglieder fallen auf. Zehntausende Gewerkschafter aus ganz Europa machen Front – die anderen allerdings nicht für die Kohle, sondern für eine soziale EU. Die Deutschen sind nicht so laut wie ihre Kollegen aus Südeuropa, verzichten auf Böller und Partymusik. Dafür zeigen sie Flagge.
Für die deutsche Regelung kämpft auch der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis. Auf der Abschlusskundgebung wirft er der EU-Kommission Heuchelei vor. Nennt die Wettbewerbsgründe, die die Kommission für den Ausstieg anführt „fadenscheinig“, die Klima-Argumente schlicht „falsch“. Denn die heimische Kohle würde sofort durch Importkohle ersetzt. „Nicht ein Gramm CO2 würde eingespart.“ Und die deutsche Kohle stünde gar nicht im Wettbewerb zu anderen europäischen Ländern. „Die EU zerstört ohne Not ein sozialverträgliches, gesetzlich abgesichertes Konzept, das den Menschen Sicherheit bringt.“