Duisburg/Berlin. .

Polizei vorm Rathaus, Uniformierte vom Ordnungsamt im Rathaus, zwischendrin ein Me­diengroßaufgebot – und das alles für eine 15-minütige Ratssitzung, die mit dem erwarteten Ergebnis endete: Duisburgs OB Adolf Sauerland bleibt im Amt.

Aufregung in Grenzen

„Der Rat der Stadt lässt die Bürger über die Abwahl des Oberbürgermeisters abstimmen“, lautete der gemeinsame Antrag von SPD, Linken und FDP gegen den ersten Mann der Stadt, dem man massive Fehler rund um die Loveparade vorwirft. Dafür gab es in namentlicher Abstimmung 41 Ja-Stimmen und 28 mal ein Nein. Um die Bürger erneut an die Wahlurne zu rufen, wären 50 Ja-Sager nötig gewesen.

Die CDU-Fraktion hatte geschlossen für „ihren“ Oberbürgermeister gestimmt, die Antragsteller ebenso einig gegen ihn. Von den in dieser Frage uneinigen Grünen, mit sechs Mandaten im Rat vertreten, waren nur die drei Sauerland-Gegner zur gestrigen Sitzung erschienen. Ein Grüppchen Sauerland-Unterstützer hatte sich bereits zuvor vorm Rathaus versammelt, ebenso wenige Sauerland-Gegner, die jeweilige Aufregung hielt sich aber in Grenzen.

„Wir werden jetzt wieder in die normale Arbeit einsteigen“, verkündete CDU-Fraktionsvorsitzende Petra Vogt nach der Abwahl-Absage. „Normalität ist nicht möglich. Es wird diese Stadt lähmen“, erwartet gegen Jürgen C. Brandt, ihr SPD-Gegenspieler, als Folge des Rats-Votums.

Sauerland hatte in den ersten Wochen nach der Loveparade-Katastrophe alle öffentlichen Termine aus seinem Kalender gestrichen. Ende August hatte er wieder begonnen, Einladungen wie etwa zu Richtfesten oder Firmeneinweihungen zu folgen. Zumindest in einem Fall fiel auf, dass sich die Firmenleitung bei einem Termin mit dem OB durch die zweite Führungsebene vertreten ließ. Dennoch gab sich Sauerland wie gewohnt volkstümlich, jovial und humorvoll.

Das war am Sonntagabend anders. Bei der Aufführung der „Sinfonie der Tausend“ im Landschaftspark Nord ließen sich Bundespräsident Christian Wulff und die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zwar vom Duisburger OB begrüßen, doch dann blieb er stets abseits. Auch beim Empfang nach dem Konzert war er zwar anwesend, aber nahezu unsichtbar. Auch trat er nicht als Redner ans Mikrofon.

Dafür sprach der Bundespräsident den Duisburgern beim Empfang offiziell Mut zu, ein persönlicher Kontakt zwischen ihm und Sauerland blieb gleichwohl aus, auch hinter den Kulissen.

Ging der eine Christdemokrat dem anderen wegen der Loveparade-Katastrophe wo­möglich aus dem Weg? „Der Zeitplan war eng. Alles lief ganz genau nach Protokoll“, hieß es dazu gestern abwehrend auf Anfrage im Bundespräsidialamt. Der bei manchen Teilnehmern entstandene Verdacht, dass Sauerland und Wulff eine direkte Begegnung vermeiden wollten, gehe keinesfalls auf eine Initiative des Staatsoberhauptes oder seines Stabes zurück. Sauerland selbst habe sich, so der Eindruck mancher aus dem Berliner Tross, „auf Distanz gehalten“.

Knappe Erklärung

An der gestrigen Ratssitzung durfte Sauerland nicht teilnehmen, das sieht die Gemeindeordnung vor. Nach der Abstimmung gab es von ihm nur eine knappe Erklärung: „Damit bleibe ich Oberbürgermeister der Stadt Duisburg. Mir ist klar, dass wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen können. Das Loveparade-Unglück wird Duisburg auch in Zukunft beschäftigen.“