Bottrop.

Im Bottroper Berne-Park entsteht ein Hotel aus alten Kanalrohren. Auf engstem Raum soll man hier ab September nächtigen können. Den Preis darf der Besucher selbst bestimmen. Bisher gibt es bereits 30 Anfragen.

In die mitunter leere Röhre schauen kann jeder. Wer mehr zu finden erwartet, radelt oder wandert nach Bottrop-Ebel und übernachtet in Kanalrohren, für ‘nen Appel und ‘nen Ei oder noch weniger. Günstige Hotelzimmer für Individualisten: Diese schräge – oder sagen wir besser runde – Idee hatte der österreichische Künstler Andreas Strauss.

Eng wie in Japan

Der Name „Parkhotel” ist blanker Euphemismus. Tokio-Hotel hätte weitaus besser gepasst. Herbergen gibt es, in denen sich Reisende und Geschäftsleute der japanischen Metropole aufbahren lassen wie auf einem italienischen Friedhof. Die „Zimmer” an der ehemaligen Kläranlage Bernemündung in Bottrop haben einen Durchmesser von 2,40 Meter und wiegen satte elf Tonnen. „Die Röhren sehen aus, als hätte sie jemand vergessen. Sie sind da, aber nicht wichtig“, sagt Strauss, der ein ähnliches Projekt bereits in Österreich realisiert hat.

Zunächst klingen Strauss’ Projekte abgedreht. Er macht Sachen wie die „Golden Container Bar” oder den futuristischen „Wurst-Turm”, ein Würstchen-Stand für Events. Ein fahrbarer Blechcontainer, der vor Ort zum Würstchen-Brutzeln aufgerichtet wird.

Schon 30 Anfragen

So „spinnert”, wie die Österreicher sagen würden, ist Straussens Idee aber gar nicht. Im Nachbarland hat der Künstler bereits ein vergleichbares Projekt, pardon, ans Rollen gebracht. Und es funktioniert: Rund 300 Übernachtungen pro Jahr zählt das Parkhotel in der Nähe von Linz. Vor allem junge Leute, Radsportler zum Beispiel, die den anstrengenden Tag gut, günstig und naturnah beenden wollen.

„Auch wir haben schon über 30 Anfragen, obwohl das Bottroper Parkhotel erst im September fertig sein wird”, erklärt Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft, die die ungewöhnliche Idee mitrealisiert.

Die Röhren sind als Doppelzimmer konzipiert, doch der Platz hält sich in Grenzen. Es hilft also, entweder ziemlich „dicke” mit seinem Partner zu sein oder sich ansonsten dünn(e) zu machen. Ein Bett, eine Nachttischlampe, eine Ablage und eine Luke, durch die man auf den Bottroper Sternenhimmel schauen und mit etwas Geschick sogar den Mond von Wanne-Eickel sehen kann, das ist alles.

Mini-Bar? Fehlanzeige

Waschbecken, Toilette oder gar eine Mini-Bar? Fehlanzeige. Für die Gäste wird aber gerade ein Anbau des ehemaligen Betriebsgebäudes der stillgelegten Kläranlage Bernemündung zur Sanitäranlage umgebaut. Und nebenan können sich hungrige und durstige Reisende im zukünftigen Restaurant verwöhnen lassen, bevor es zum Ratzen in die Röhre geht.

Die Anlage im zukünftigen Berne-Park ist etwas für echte Ruhrgebiet-Fans, Freunde der hier ganz besonderen Mixtur: Natur und Industriekultur. Kontraste tun sich auf, weil in all dem Grün auf einmal ein Güterzug auf der nahegelegenen Bahntrasse auftaucht und die Autos auf der A 42 hoch oben und kaum hörbar vorbeirauschen.

Direkt am Emscherradweg

Fünf Millionen Euro investieren Land NRW und Emschergenossenschaft derzeit in den Berne-Park, der im September mit einem kleinen Volksfest eröffnet wird. Das Gelände liegt direkt am Emscherradweg und ist somit für Freizeitradler gut erreichbar. Wer unbedingt auf der Emscherinsel in Bottrop-Ebel nächtigen möchte, sollte aber wissen: Das Nachtleben hält sich dort in ganz deutlichen Grenzen. Der Gast sollte also auf jeden Fall ein gutes Buch mitbringen oder einen unterhaltsamen Partner – denn das Programm ist auf einen Kanal beschränkt.