Duisburg. .

Die Industrie- und Handelskammern schlagen Alarm: Der großflächige Einzelhandel macht sich immer breiter im Ruhrgebiet. Den Innenstädten drohten amerikanische Verhältnisse. Die Vielfalt des Handels stehe auf dem Spiel.

Mit aktuellen Beispielen lässt sich ein Anliegen am besten untermauern: Duisburg droht ein neues Möbelzentrum mit 65 000 Quadratmetern und ein Factory Outlet Center mit 25 000 Quadratmetern – in der Summe fast so viel wie der Rest der City vorzuweisen hat. „Wenn alle Kommunen so vorgehen, wenn es überall mehr Flächen gibt, als Nachfrage vorhanden ist, dann ist der ruinöse Flächenwettbewerb endgültig nicht mehr aufzuhalten“, mahnte Duisburgs IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Dietzfelbinger am Donnerstag bei der Vorstellung des „Handelsreports 2010“ fürs Ruhrgebiet.

„Wir haben eine Tendenz zu neuen Vorhaben, die die Innenstadt nicht mehr beleben“, monierte Bochums IHK-Hauptgeschäftsführer Tillmann Neinhaus. Die Entwicklung sei dramatisch, die Verlierer seien die gewachsenen Zentren. Discounter und Fachmärkte breiteten sich aus, und selbst die planungspolitischen Instrumente reichten oft nicht, Investoren schafften sich auch selber Raum. Neinhaus: „Da werden über Immobilienkäufe Fakten geschaffen, um regelrechte Burgen zu errichten.“ Die Vielfalt der Innenstädte sei „existenziell gefährdet“. Von Report zu Report habe sich die Situation verschlechtert.

Nebenzentren und Stadtteilen droht Verödung

Mit dem Wettbewerb, so Dietzfelbinger, wechselten immer häufiger die Ladenbesitzer, und der Leerstand steige. Derzeit sind es im Ruhrgebiet bei Ladenlokalen oberhalb von 650 Quadratmetern 390 000 Quadratmeter. Nebenzentren und Stadtteile drohten zu veröden. Wenn sie aber an Attraktivität verlören, dann geriete auch die Nahversorgung in eine Schieflage. Lockte kein großer Lebensmittelanbieter mehr ins Viertel, gerieten inhabergeführte Fachgeschäfte unter Druck.

Dietzfelbinger drängt die Stadtpolitiker, ihre Masterpläne ernster zu nehmen und die Landespolitiker, intensiver zu steuern, wenn es mit der Zusammenarbeit der Städte in diesen Fragen hapere. Neinhaus appelliert an Vermieter und Händler, mehr Gemeinschaften zu gründen, um Standorte zu stützen.