Xanten.

Es muss ja nicht immer gleich ans Meer gehen. Heimat-Urlauber genießen die Xantener Nord- und Südsee im Boot und auf dem Board. Es locken sonnige Stimmung und nasse Dollereien.

Es muss doch nicht immer das ganz große Brimborium sein. Man kann es doch auch mal locker angehen lassen. Wie Steffi aus Kray es tut. Und die großen Gefühle hat sie hier trotzdem: wie Urlaub am Mittelmeer sei das. Dieses Wasser, dieser Sand. Gut, Steffi liegt zwar falsch, mit dem Laken an der Xantener Südsee, aber was soll’s.

Anders als am Mittelmeer ist man hier schon nach einer halben Stunde auf dem Radweg an der Nordsee. Xantener Nordsee. Ganz gemach, ist klar. Und wenn es auf den Baggerseen Wellen gibt, dann höchstens, wenn die MS Seestern ganze Bus-Gesellschaften zum lustigen Nachmittag bewegt. Richtig Welle machen aber eher die Horden, die sich per Floß und Fassbier treiben lassen. Hoch die Tassen, aber das ja nur am Wochenende.

Kühltasche, Karodecke, Kartenspiel

Die Krieners mit Tochter Steffi (13) fuhren sonst zum Baldeneysee. Aber irgendwann wollten sie mal was anderes sehen. Jetzt gehören sie mit ihrem roten Kombi zu denen, die hier, etwa siebzig Kilometer vom Kern des Ruhrgebiets entfernt, regelmäßig die Räder vom Dach holen und los. Kühltasche, Karodecke, Kartenspiel. Frau Kriener lobt vor allem dies: „Hier fahren einem keine Rollschuhfahrer rein.“ Der Radweg um Nord- und Südsee verläuft auf sandigem Boden. Schmirgelpapier für Inliner. Gut für Radler.

Nicht immer zur Freude derer, die hier einfach mal spazieren gehen wollen. Man muss nur Heinrich und Margot Lummer zuhören. Die kommen aus Wesel und ärgern sich am Wochenende schwarz: „Vor lauter Radfahrern kriegt man kein Bein an die Erde“, sagt Frau Lummer. „Früher fuhren die Leute auf Hollandrädern rum. Heute geht es hier zu wie bei der Tour de France.“

Wasser, Wasser, Wasser

Früher war sowieso alles anders hier. Da lagen auch nicht so viele Badelustige in den Buchten. Hier ist doch Badeverbot, aber an heißen Tagen will man nicht hören, sondern nur fühlen: Wasser, Wasser, Wasser. Man sonnt sich, schwimmt, wirft Rex ein Stöckchen – mit dem Ergebnis, dass hier die schöne Einöde so langsam einer Müllkippe gleicht. Überall am Ufer sind Chipstüten neben Bierflaschen gestrandet. Pappteller und Scherben sind das, was vom schönen Leben bleibt.

Wobei moppern gar nicht zur Stimmung passt. Die Nordsee und ihre jüngere Schwester, die Südsee, deren Hafeneröffnung erst in diesem Sommer als lokales Großereignis gefeiert wurde, setzen mit allen Finessen auf sonnige Stimmung: Wasserski! Wakeboardbahn! Tauchschule! Hier geht es nicht nur um nasse Dollereien, hier werden Meisterschaften ausgetragen. Und während in einem Kletterpark der Megaklasse Schulkinder oder Manager das Abseilen üben, klettern andere in Tret- oder Elektroboote. Hier ist Halli-Galli. Gemütlicher geht’s denen, die ein Segelboot im Hafen liegen haben.

Bauzaun ist
verschwunden

Ja, die Häfen. Der alte Hafen Vynen an der Nordsee – klein, verschwiegen liegt er da. Die Kirche, der See, die Bötchen. Und dann gibt es ja noch den Hafen Wardt, und den neuen Hafen an der Südsee. Bis vor kurzem lag der See an dieser Stelle schlicht hinter einem Bauzaun verborgen. Nicht schön, aber ruhig. Heute schwärmen jede Menge Touristen ein. Per Auto, Motorrad, Planwagen oder eben Rad.

Wer radelt, braucht Ziele. Natürlich kann man bei seiner ein- bis anderthalbstündigen Tour um beide Seen (ca. 20 bis 25 km) mehrfach einkehren. Oder zum Strand ziehen. Hier zeigte sich einst eine Riesen-Badelandschaft mit Wellen-, Hallen- und Strandbad. Eine explosiv kostspielige Mischung ohne Zukunft. Gegenwärtig lockt ein immer noch idyllisches Strandbad mit immerhin tausend Metern Sandstrand. Ein kleines Paradies, das nach Sonnencreme riecht und den Blick freigibt auf Tretboote und den Xantener Dom. Kein großes Brimborium, aber trotzdem schön.