Düsseldorf. .

Der Düsseldorfer Flughafen lebt wieder auf. Die ersten Fluggäste landen nach langer Verzögerung erleichtert in der Heimat.

Flughafen-Bahnhof, Gleis 5, hier ist die Zeit und die Freiheit für die erste Zigarette. Marina Renn und ihre Tochter Patricia sehen müde aus und geschafft, gerade sind sie aus Gran Canaria eingeflogen. „Wir haben drei Tage am Pool gelegen, dabei ist das gar nicht unsere Art “, erinnert sich die Mutter. Und dann, Montagabend, wurde es hektisch, und nun sind sie da. „Ich will nur noch nach Hause jetzt“, sagt Marina Renn.

Schwarzer Auswurf

Düsseldorf, frühmorgens. Einige hundert Menschen kehren heim nach Deutschland, die der schwarze Auswurf des Vulkans hatte stranden lassen irgendwo auf der Welt. Sie kommen aus Gran Canaria, Hurghada, Newark, nochmal Hurghada, Chicago, Fuerteventura . . . Sie kommen durch die undurchsichtige Schiebetür von „Ankunft A1“, müde Langstreckenflug-Gesichter, sie ziehen Rollkoffer hinter sich her oder tragen kleine Kinder, „Pfff, ist das kalt hier“, sagen sie, oder „Was haben wir eigentlich für einen Wochentag?“ Einige wenige werden abgeholt, dann gibt es diese Jubelbilder, viele aber auch nicht, Deutschland arbeitet schließlich, und Opa fährt ja schon lange nicht mehr Auto – manche gucken ein bisschen gekränkt.

Erst wartet man tagelang, und dann muss es plötzlich schnell gehen – was die Renns berichten, ist eigentlich die Geschichte fast aller. Dass „der erste Tag noch ganz spaßig“ war, erzählen sie übereinstimmend; dass danach „die Stimmung merklich sank“, sagen sie deckungsgleich. Dass sie ab einem gewissen Zeitpunkt das Hotel (das Zimmer, die Anlage) nicht mehr zu verlassen wagten aus Angst, einen Aufbruch zu verpassen; dass dann ein Anruf (eine SMS, ein Zimmernachbar) kam, jetzt bloß schnell zum Flughafen zu kommen. Ja, so war es bei allen. „Im Flugzeug war nicht die typische Stimmung, sondern es haben sich alle auf Zuhause gefreut“, sagt Martina Heinemeier aus Gütersloh. Unter der Wolke muss die Freiheit wohl grenzenlos gewesen sein.

Soviel kann man sagen: Der Flughafen lebt wieder, das Tor zur Welt steht einen Spalt offen durch die vielen Ausnahmegenehmigungen für Flüge. In der trostlosen Bildschirmliste der vielen „Annulliert“ scheint wenigstens manchmal ein „München“ auf, ein „Helsinki“ oder so – geht doch!

Unten kommen die Übernächtigten an, oben warten wieder mal die Angespannten, was heute geht: „Wenn ich diese Woche nicht wegkomme, dann war’s das mit dem Jahresurlaub“, sagt Bodo Mauermann aus Recklinghausen. Er, seine Frau Bärbel, seine Tochter Marie-Louise und Pu, der große Bär, auch genannt „Kumpel“, waren überpünktlich hier, 20 vor 4 in der Nacht – und jetzt ist der Flug verschoben auf 20 nach 12! Über ihren Köpfen leuchtet auch noch diese Air-Berlin-Reklame, da steht: „Wenn Sie schon Düsseldorf verlassen, werden Sie bestimmt baden gehen!“

Doch zurück nach unten, zurück in die Ankunftsebene; gerade fallen sich die Schwestern Gisela Lüttich (Arnsberg) und Christa Wommelsdorf (vorübergehend New York) in die Arme. Die Wommelsdorfs saßen eigentlich schon im Flugzeug an einem amerikanischen Donnerstagnachmittag, da mussten sie es wieder verlassen. „Das neue Hotel war eine einzige Gerüchteküche“, sagt Christa Wommelsdorfs; ein Tsunami habe Europa überrollt, erzählten die Reisenden einander, nein, ein Anschlag sei geschehen! Doch nun sind sie ja glücklich zurück. Erst mal ankommen.

Skytrain-Ersatzverkehr

Doch viele, die hier ankommen, sind keine Rheinländer oder Westfalen; viele müssen jetzt noch weiter durch Deutschland. Sie stellen sich bei ITS an, bei Sixt oder bei der Bahn. Raus zum Fernbahnhof. Da fährt doch der Skytrain hin, die Hochbahn! Doch die Hochbahn, die in vorbildlicher Pflichterfüllung hunderte Leerfahrten am Wochenende leistete, als gar kein Mensch hier war – die fährt heute, als erstmals wieder Publikum da ist, nicht. Wartungsarbeiten, lange geplant. Busse pendeln stattdessen, „Skytrain Ersatzverkehr (STEVe)“ steht daran.

Wenn’s einmal nicht läuft, dann läuft’s nicht.