Düsseldorf. .

Am Düsseldorfer Flughafen geht gar nichts mehr. Alle Flugzeuge warten nach dem Vulkanausbruch auf Island am Boden. Die Fluggäste reagieren verständnisvoll.

ür zehn Sekunden steht eine Illusion auf den Bildschirmen, die Illusion, alles sei in Ordnung. Palma steht da, Antalya, Bukarest, Miami, wo der Mensch halt so hin will. Doch dann kippt die Anzeige, und es erscheint eine beeindruckende Reihe: Annulliert, annulliert, annulliert, alles annulliert; bei manchen Zielen steht, warum auch immer, „Next Info”, und bei einigen wenigen steht ein schütteres Stück Hoffnung. Da steht nämlich: „Morgen.”

Flughafen Düsseldorf, Freitag in der Frühe. Der Himmel – so leer; die Flugzeuge stehen allesamt in Parkpositionen, und das ist nie ein gutes Zeichen. Viele tausend Menschen sollen heute starten, doch wird daraus nichts. Flüge in Zeiten der Flugasche? Gestrichen.

Menschen sitzen auf gepackten Koffern, andere bilden lange Schlangen vor den Schaltern. Turkish – Schlangen. Air France? Kein Durchkommen. Swiss-Tickets-Gedränge, Lufthansaschieberei.

Etwas abseits sitzt Familie Spreeberg auf dem Boden, „ich glaube, unser Flieger sollte zehn nach sechs gehen”, sagt Gudrun Spreeberg, entschlossen zu warten: „Ich gehe davon aus, dass wir heute Abend in Palma auf die Aida können.” Sie liest ihrer Tochter Dana vor, „Hier kommt Ponyfee” heißt das Buch, und das Problem ist: Ponyfee ist das einzige, was hier kommt.

Menschen drängen, warten, schieben – schimpfen eigentlich weniger. „Ich habe ja Geduld und Zeit, keine kleinen Kinder brüllen” sagt Ursula Gajewski aus Herne; die 82-Jährige reist alleine nach Antalya. Und Volker Gepphardt, der seine Operation Kreta gerade abbricht, nimmt den Morgen sogar sportlich: „Wenn die Umstände nicht so Scheiße wären, würde ich sagen, hat Spaß gemacht”, sagt der Bottroper: „Mir ist lieber, die sagen gleich, sie können nicht fliegen, als dass sie das an uns ausprobieren.”

Es sind diese Bilder menschlichen Strandens. Sitzen, stehen, warten. Manche lösen Kreuzworträtsel, andere legen sich hin, und dahinten spielen Jugendliche im Terminal mit einem Fußball, der vermutlich längst über irgendeinen Sandstrand rollen sollte.

Und so viele telefonieren: „ . . . soll morgen 5.50 Uhr wieder hier sein . . .” „ . . . warte ich erst mal ab, was die noch sagen . . .” „. . . ich frag’ Dich jetzt nach Deiner Meinung . . .” Andere sind auch einfach von den Absagen überholt worden, haben morgens um 4 Uhr, 5 Uhr noch ins Netz geschaut, da sollte der Flieger noch gehen, sind frohgemut gefahren - und jetzt steht man da! Ihr Flug bleibt virtuell. Wie die Welt verbunden ist, zeigt sich hier überall. Russische Schulkinder, arabische Geschäftsleute, Familie Petry aus Frankreich; Vater, Mutter, Tochter haben Urlaub in Barcelona gemacht, wollen nun über Düsseldorf heim in die Pariser Gegend. Interessant, von Spanien über Deutschland nach Frankreich! „Es war das Billigste”, sagt Antoine Petry, „aber auch das letzte Mal”.

Nein, an diesem Freitag ist die Welt nicht verbunden. Verknotet ist sie, oder wie soll man das bezeichnen: Dass wegen des Ausbruchs des Eyjafjallajökull auf Island Erdbebenretter aus Düren sich Sorgen machen um einen Container im Hafen von Cucedo in Haiti. „Wir haben umgebucht auf morgen“, sagt Frank Schultes, „aber das Problem ist, um 15.45 Uhr kommt unser Container in Cucedo an, 40 Tonnen Hilfsgüter, die stehen dann verloren im Hafen.“

Taxis fahren vor

Stewardessen dazwischen, sie schieben ihre Wägelchen zwischen den Wartenden hindurch, bieten Wasser an, Cola, „Eine Zeitung für Sie?“ Und draußen steht Jürgen Bischoff, der Oberlader aus Duisburg, und wartet auf Stühle; hier kommen gleich Stühle an, die wird man dann in die Halle schleppen, damit mehr Leute sich setzen können. Doch auch zu diesem Zeitpunkt, fortgeschrittener Vormittag jetzt, fahren hier vor Abflug A immer noch Menschen vor und laden hektisch bunte Koffer aus dem Taxi. „Entschuldigung, darf ich Sie was . . .?” „Kein’ Zeit!” -- und eilt ins Gebäude, als sei er zehn Minuten zu spät dran für Palma de Mallorca.

Gemach. Das klappt noch!