Dorsten. Eine Demo gegen Kinderschänder und gegen die Bewährungsstrafe für den Peiniger seiner Tochter sollte es werden. Doch der betroffene Vater aus Dorsten hat mit seinem Aufruf Rechtsradikale angelockt. Jetzt hat er Angst, dass sie sein Anliegen missbrauchen. Und die Demo in Krawalle umschlägt.

Sascha H. wollte einfach nur demonstrieren. Er war wütend und enttäuscht über die Richterin, die den Peiniger seiner Tochter wieder in die Freiheit entließ. Zwei Jahre Haft auf Bewährung bekam der Täter für den sexuellen Missbrauch an H.s siebenjähriger Tochter. Am 27. Juni wollte der Vater seine Wut herauslassen, bei einer Demo gegen Kinderschänder in Dorsten. Sein Aufruf kam gut an. Doch jetzt hat er Geister geweckt, die ihm gar nicht gefallen.

Am vergangenen Samstag haben Rechtsradikale in der Dorstener Innenstadt Flugblätter verteilt, auf denen sie zur Unterstützung der Demo auffordern. Laut Antifa waren es 20 Mann. Sie sollen rund 2000 Zettel verbreitet haben. Als die Polizei eintraf, war die Gruppe jedoch bereits verschwunden, sagt Michael Franz, Sprecher der Polizei Recklinghausen. Das Flugblatt sei in sachlichem Ton geschrieben und enthalte nach einer ersten Einschätzung keine strafrechtlichen Inhalte. Alarmiert hat die Polizisten dagegen der Name des Unterzeichners. Der Mann zählt zur rechtsradikalen Szene.

Einladung für rechte Moralwächter

Sascha H. ist besorgt. „Mit Rechtsradikalen will ich nichts zu tun haben“, sagt er. Der Vater fürchtet, dass die Polizei seine Demo aus Angst vor Krawallen nicht genehmigen könnte. Doch Polizeisprecher Franz gibt Entwarnung: „Wir beabsichtigen nicht, die Veranstaltung wegen dieses Vorfalls zu verbieten.“ Dennoch sei nicht auszuschließen, dass sich am 27. Juni Rechtsextreme der Demo anschließen werden. Rechte nutzen gerne die Wut der Bürger auf Sexualstraftäter. So auch in Heinsberg, wo die Proteststimmung gegen einen entlassenen Vergewaltiger die NPD anlockte. Bei einer Mahnwache konnten sich die Rechten als Moralwächter in Szene setzen.

Auch der Dorstener Fall dürfte eine Einladung für sie sein. Der Täter hatte das Mädchen aus der Nachbarschaft im Januar diesen Jahres in seine Wohnung gelockt. Er wolle ihr Hundewelpen zeigen, versprach er dem Kind. Stattdessen missbrauchte er die Siebenjährige. Die Richterin verurteilte den 49-jährigen Täter zu zwei Jahren auf Bewährung. Sascha H. konnte kaum fassen, dass der ehemalige Nachbar jetzt wieder in Dorsten frei umherläuft.

Für den Vater gibt es dennoch einen Lichtblick. Die Staatsanwaltschaft hat gegen das Urteil des Landgerichts Essen Berufung eingelegt. Die Staatsanwältin hatte im Prozess vier Jahre Haft gefordert. „Mit dieser Strafe wäre ich zufrieden gewesen“, sagt H.