Berlin/Dorsten.

Im Stadtsfeld-Viertel im Dorstener Süden herrscht der größte denkbare Osterfriede. Menschen schieben Kinderwagen durch verkehrsberuhigte Straßen, führen ihre Hunde aus, sie kramen unter blauem Himmel in Garten und Garage, und dass der Afghanistan-Krieg gerade in ihr Leben purzelt, das ahnen sie noch nicht. „Was? Erik? Ich kriege Gänsehaut!“, sagt ein Nachbar.

Der Dorstener Oberfeldwebel Erik W. (Name geändert) erlitt nach WAZ-Informationen aus Bundeswehrkreisen bei dem Gefecht in Kundus mehrere Bein-Schüsse, wurde schwer verletzt, aber nicht lebensgefährlich. Er gehört zu den vier Soldaten, die bereits am Ostersamstag aus Afghanistan in das Bundeswehrkrankenhaus nach Koblenz ausgeflogen wurden.

Sein Zustand wird nach einer Operation als „stabil“ beschrieben. Er liegt auf der normalen Nachsorgestation und hat bereits mit Freunden aus Dorsten kurz telefonieren können. Vor der Öffentlichkeit wird er abgeschirmt wie die anderen Verletzten, völlig zu Recht natürlich. Allerdings steht er nach den erbitterten Gefechten „noch unter Schock“, sagt ein mit dem Fall Vertrauter aus dem Sanitätskommando dieser Zeitung. W. war – wie die gesamte 1. Kompanie der in Oldenburg und im niedersächsischen Seedorf stationierten Luftlandebrigade 31 – erst seit gut einem Monat in Afghanistan im Einsatz.

Lange hat er in Dorsten gelebt, ist hier im Stadtsfeld aufgewachsen. Ein- und Zweifamilienhäuser im typischen roten Stil der 1980er-Jahre, ein kleiner Wall schirmt sie ab vom Unbill draußen, vom Lärm der Bundesstraße 224. Das Haus der Stiefeltern von Erik W. ist leer, die Familie im Urlaub. Wann sie erfuhren, dass der Sohn angeschossen wurde, man weiß es nicht. Noch am Freitag sei ihnen nichts anzumerken gewesen, sagen Nachbarn.

Gelernter Installateur

28Jahre ist der Sohn heute alt und gelernter Installateur. „Als wir von dem Gefecht hörten, dachten wir sofort, das wird doch wohl nicht den Erik erwischt haben“, sagt ein Mann, der ihn von Kindesbeinen an kennt. Er beschreibt ihn so: „Ein sehr netter Junge, sportlich, groß, so ein Schlacks. Und er kümmert sich rührend um seine Tochter.“ Und eine Frau sagt: „Erschütternd, dass ihm das passiert ist. Aber man ist zugleich auch erleichtert, dass er nicht lebensgefährlich verletzt wurde.“

W.s oberster Chef ist der derzeitige ISAF-Kommandeur für Nordafghanistan, Brigadegeneral Frank Leidenberger. Motto der Brigade: „Einsatzbereit – jederzeit – weltweit“. Der Oberfeldwebel ist für Schutz- und Evakuierungseinsätze ausgebildet und trainiert im Kampf gegen Terroristen.