Duisburg. .

Vor allem friedliche Gegendemonstranten stellten sich in Duisburg-Marxloh „pro NRW“ und der NPD entgegen. Die Polizei war im Großeinsatz, um 300 Anti-Islam-Demonstranten und über 5000 Gegendemonstranten auseinander zu halten.

Es ist heute nicht mehr so einfach, eine Blockade aufzulösen, denn auf der Straße zu sitzen, kann durchaus eine Meinungsäußerung sein. „Sie blockieren den Aufmarsch einer angemeldeten Versammlung und werden jetzt aufgelöst“, sagt der Polizeiführer über Lautsprecher durch, freilich schon zum vierten oder fünften Mal in einer halben Stunde und praktisch ohne jeden Erfolg; und auch das ausgefeilte Angebot, „Kinder, Jugendliche, Schwangere und Behinderte werden gebeten, sich zuerst an der Durchlassstelle zu melden“, verhallt wie ungehört.

„Der richtige Weg“

Hier soll eigentlich „pro NRW“ herkommen, die Anti-Islam-Demonstranten von rechtsaußen. Doch nun sitzen vielleicht 80, 100 Gegendemonstranten auf der Warbruckstraße, unter einer Eisenbahnbrücke, auf der ein Bank-Transparent weht: „Der richtige Weg“. Die reisende Rechte sitzt derweil fest in der A-59-Ausfahrt Duisburg-Marxloh: Drei Reisebusse, zwölf Autos, mit einer Duisburger Ausnahme alles Fremde. Köln, Euskirchen, Bergheim, Bonn, auch Belgisches. Sie sind ausgestiegen, essen Brote, rauchen, warten. Denn der Rechts-Weg ist zunächst ausgeschlossen. Erst eine gute Stunde später, als die Polizei die Straße dann doch noch räumt, geht es für sie weiter, zu ihrer Auftaktkundgebung auf dem Parkplatz von SV Rhenania Hamborn.

Sonntag in Marxloh. Seit Wochen ist der Stadtteil in Aufruhr, seit die Rechtspopulisten von „pro NRW“ und die NPD ankündigten, hier, vor der Moschee, demonstrieren zu wollen. Der Merkez-Moschee, groß, schön und transparent. Den Platz davor, den haben die Gegendemonstranten schon am frühen Morgen eingenommen. Mehr als 5000 werden es bis zum Nachmittag, was für ein buntes Bild: weiße und grüne Fahnen, alle Schattierungen von rot; blaue und gelbe Transparente, Deutsche, Türken, Kirchenmänner, Kindergärten, Schulkinder in KZ-Kleidung, Vertreter aller großen Parteien. „Wir sind Duisburg“ ist ihr Motto, und am Rande gibt es Mummenschanz-Vermummte, aber wenige. Ein ständiges Kommen und Gehen; die hier wohnen, liegen in den Fenstern, und an der Moschee hängt ein Transparent „Hand in Hand gegen Rassismus“ – gleiche Plakate hängen an der katholischen und an der evangelischen Kirche. Doch selbst die Menschen hier vor der Moschee werden kaum einen rechten Demonstranten zu sehen bekommen.

Und andere Marxloher Bürger schon gar nicht, allenfalls den Hubschrauber, der den ganzen Tag in der Luft ist, und natürlich die viele Polizei. Bullys, Mannschaftswagen, Lautsprecher- und Kamerawagen, Wasserwerfer und Wasserschutzpolizei, berittene Polizei, das volle Programm.

Sie müssen NPD und „pro NRW“, friedliche Gegendemonstranten und schwierige Gegendemonstranten auseinander halten, und sie schaffen das an diesem Sonntag durch Masse, Deeskalation und die Tiefe des abgelegenen Raums, in dem sich die rechten Kundgebungen zunächst verlieren.

Am frühen Nachmittag dann können sie in Sichtweite der Moschee – am Horizont das Minarett, so ungefähr, Polizei vor der Nase, Sperrgitter, und die Gegendemonstranten in 200 Metern Entfernung. „Stoppt den Islam“ vs „Nazis raus“. Gut 300 Teilnehmer bringen die beiden Anti-Islam-Demonstrationen auf die Beine, wobei bei „pro NRW“ auch viele Flamen mitlaufen und Franzosen. „Wir müssen danach streben, Istanbul wieder zu Konstantinopel zu machen“, fordert Filip Dewinter vom „Vlaams Belang“, und der FPÖ-Österreicher Wolfgang Jung sagt: „Wir wollen weiter die Glocken des Kölner Doms über dem Rheinland hören und nicht den heiseren Ruf des Muezzin.“

Sie werden das als Sieg werten, demonstriert zu haben, nun diese Bilder zu haben, wie sie Moschee-Verbotsschilder hochhalten vor einem fernen Minarett. Sylvia Brennemann vom „Marxloher Bündnis“ sieht den Tag differenzierter: „Wir haben die Aufmärsche nicht verhindern können, aber wir haben sehr viele Leute auf die Straße holen und den Widerstand zeigen können.“ Marxloh, hofft sie, rückt ein Stückchen mehr zusammen unter Druck von rechts. Das ist dann Dialektik, und die war noch nie die Stärke derer von rechtsdraußen.