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Jäger verfügen über eine starke Interessensvertretung. Kritiker werfen ihnen vor, unfähig zu Reformen zu sein.
Über 11000 in nur einem Jagdjahr getötete Katzen, wie NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) mitteilte - und das „im Rahmen der Jagdgesetze“? Christoph Maisack sieht diesen Vorgang, über den die WAZ berichtete, deutlich außerhalb des gesetzlichen Rahmens.
Maisack ist nicht nur Mitautor eines Kommentars zum deutschen Tierschutzgesetz, er engagiert sich auch im Arbeitskreis „Juristen für Tierrechte“ des Deutschen Tierschutzbundes. „Das in der Verfassung festgeschriebene Ziel des Tierschutzes steht über den Jagdgesetzen, doch die Praxis stellt sich teilweise anders dar“, so Maisack. Außerdem sieht der Richter im Abschuss von Katzen und Hunden auch den Schutz des Eigentums verletzt. Und: „Die jagdschutzrechtlichen Regelungen stehen unter dem Gebot der Verhältnismäßigkeit der Mittel und müssen dementsprechend einschränkend ausgelegt werden.“ Es gebe genügend entsprechende Gerichtsentscheidungen.
Beim NRW-Landesjagdverband weicht man auf die Frage nach Eigentumsrecht und Verhältnismäßigkeit aus: „Wildernde Katzen gefährden den Tierschutz für das Wild, vor allem für frei lebende Jungtieren wie Hasen, Enten oder Fasanen. Also unsere Bitte: Katzen und Hunde in der freien Natur nicht streunen und wildern lassen.“
Doch die vom Tierschutzbund geforderte Anpassung der Jagdgesetzgebung wird seit Jahren aufgeschoben. Was unter anderem an der „hervorragenden und machtvollen Lobby der Jäger“ liege, so Rainer Wagelaar, Vorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes, der in NRW in Hagen und Arnsberg vertreten ist. Was Wagelaar meint: Eine Reihe von Politikern widmet sich dem Hobby Jagen. So Constantin Freiherr von Heeremann, der als CDU-MdB auch die Geschicke des NRW-Landesjagdverbandes in Dortmund lenke. Sein Nachfolger Jochen Borchert war fünf Jahre Bundeslandwirtschaftsminister während der Ära Kohl.
Und Borchert weiß die Interessen der Jäger mit Nachdruck zu vertreten: Schon 2006 zeigte er sich sicher, dass die Jagdsteuer noch in der laufenden Legislaturperiode abgeschafft werde. Weitgehend unbeachtet wurde dann 2009 das schrittweise Aus der Jagdsteuer bis 2013 mit den Stimmen von schwarz-gelb beschlossen. Die Landesregierung löste damit ein Wahlversprechen ein. Fachminister Eckhard Uhlenberg gehört laut Landesjagdverband selbst zur Zunft der Jäger.
Was Uhlenberg und Borchert als Bagatellsteuer bezeichneten, hat auf das Land keine Auswirkungen, doch die Einnahmen (8,3 Millionen Euro) fehlen den klammen Städten und Kreisen. So wirft Johannes Remmel (Grüne) der Landesregierung „reinste Klientelpolitik“ vor. Für ihn muss der Naturschutz in den Mittelpunkt einer ökologischen Jagdpolitik rücken. „Man hat den Eindruck, im schwarz-gelben Kabinett sitzt die vereinigte Jägerschaft. Da wundert es nicht, dass diese Lobby durch die Abschaffung der Jagdsteuer bedient wurde.“ Beim Landesjagdverband sieht man dies anders: „Die Jagdsteuer kann die Kommunen bestimmt nicht retten“, so Vize-Hauptgeschäftsführerin Barbara Antes.
Für Wagelaar schimmert in der Jägerschaft oft noch der Rest feudaler Jagdgesellschaften durch. Es herrsche zu großen Teilen eine konservative Einstellung , die Verbände seien wenig reformfähig und nicht in der Lage, kritisch und modernisierend in die eigenen Reihen zu wirken. Wagelaar: „Die gesellschaftliche Werteveränderung der letzten vergangenen 20 Jahre ist in den traditionellen Jagdverbänden nicht angekommen.“