Bochum.

„Feierlich, aber nicht abgehoben – das war das Fazit des Steiger-Awards in der Bochumer Jahrhunderthalle. Drei Stunden lang wurden Prominente geehrt.

„Nein, ein Glamour-Fest war das nicht“, sagt Armin Müller-Stahl am Ende des Abends – und schaut ausgesprochen zufrieden in die Runde. „Genau deshalb hat es mir gefallen: Es ist hier so ,down to earth’.“ Geerdet, bodenständig: Das ist eine der Tugenden, die mit dem Steiger-Award ausgezeichnet werden sollen. Und diesen Charakter hat sich auch die Preisverleihung bewahrt: Feierlich, aber nicht abgehoben. „Das Besondere hier ist die familiäre, entspannte Atmosphäre, das Heimelige“, erklärt auch Cherno Jobatey, der auch aus diesem Grund gerne zusagte, die Moderation des Abends noch einmal zu übernehmen. „So eine Gala, mit all diesen Promis komplett ohne Absperrungen – das würde es bei uns in Berlin nicht geben.“

Familiär – in der Tat so wirkt es, als die Gäste am frühen Abend in der Jahrhunderthalle eintreffen. Und über die freundschaftlichen Verbindungen zwischen all den Promis kann man nur staunen: „Hallo du junger Spund“, herzt Armin Müller-Stahl Alfred Biolek zur Begrüßung. Ein strahlender Bio gibt das Kompliment galant zurück, doch Müller-Stahl winkt ab: „Ein junger Spund ja – aber nur im Herzen mein Lieber, im Herzen.“ Air-Berlin-Chef Hunold plaudert mit Marius Müller­Westernhagen, mit dem ihn nicht nur eine „enge Freundschaft“ verbindet: Hunold hat für den Sänger als Roadie einst Kisten geschleppt.

Westernhagen gefällt der Abend offensichtlich: „Einen Preis für seine Haltung zu bekommen, und nicht für das Geld, das man eingebracht hat, das ist schon ungewöhnlich – und da bin ich stolz drauf.“

First Lady Eva Luise Köhler freut sich, Peter Maffay wiederzusehen, den sie als „sehr engagierten Menschen“ schätzt. Ob sie auch seine Musik schätzt? „Nun, ich höre sie, aber wissen Sie – nicht täglich“, kontert Köhler verschmitzt die Frage der Reporter. Das Ehepaar Müntefering ist zum ersten Mal bei der Gala zu Gast. „Eine große Sache fürs Revier“, lobt Münte kurz – und schon wird er vom nächsten Kamera-Team belagert, das etwas über seine Hochzeitsreise erfahren will.

Viele Stammgäste

Viele sind indes schon Stammgäste hier: Bundestagspräsident Lammert hat keinen „Steiger“ verpasst. Jean Pütz ist wieder da, Carmen Thomas auch. „Die Begegnungen hier finde ich spannend.“ Sie freut sich besonders, dass Eva Luise Köhler ausgezeichnet wird. „Es ist toll, mit wie viel Würde sie ihr schweres Amt füllt.“ Aber auch das gibt die Moderatorin der Steiger-Jury mit auf den Weg: „Es gibt sicher noch mehr Frauen, die es verdient hätten, ausgezeichnet zu werden.“

In der Tat: Dieser sechste „Steiger“ ist vor allem ein Abend der – pardon – älteren Männer. „Idole seiner Kindheit“, nennt Moderator Jobatey Müller-Westernhagen und Maffay, was die mit einem öffentlichen Seufzer quittieren. „Ja, aber so was wie uns bauen die heute eben einfach nicht mehr.“ Zwischenapplaus gibt es, als Ministerpräsident Rüttgers das Lebensmotto von Armin Müller-Stahl zitiert: „Lieber einen Knick in der Karriere, als im Rückgrat.“ Müller-Stahls Antwort auf seine Laudatio dürfte ihm hingegen weniger gefallen haben: „Ich habe heute viel über mein Leben erfahren, was ich nicht wusste…“ Biolek indes staunt: „Ich hatte mich zwar erkundigt, aber mir war nicht klar, dass der Steiger ein so unglaublich wichtiger Preis ist.“ Beim letzten Mal, als er Regisseur Robert Wilson getroffen habe, bei einer Premiere in New York, habe der am Mikrofon einfach drei Minuten geschwiegen. „Und hier hält er sogar eine Rede!“ Und was für eine: Augenscheinlich sehr gerührt dankte er Ex-Kaiserin Farah Diba, mit der ihn eine lange Freundschaft verbindet, für ihre lobenden Worte. Er sei im Leben reich gesegnet worden. „Und so wie ich es meinem Vater einst versprochen habe“, sagte er mit tränenerstickter Stimme, „will ich von diesem Segen nun etwas weitergeben. An junge Künstler, an die Zukunft.“

Große Worte findet auch Ex-Außenminister Frank-Walter Steinmeier für Boris Tadic. „Du hast für den Sieg über die Diktatur gekämpft, ganz ohne Armada. Deine Streitmacht war deine Standhaftigkeit, dein Charisma, dein Mut.“ Er habe die Herkulesaufgabe geschafft: „Serbiens Weg nach Europa ist unumkehrbar.“

Drei Stunden Ehrungen

Mit stehenden Ovationen wird schließlich Sir Christopher Lee gefeiert. Mathieu Carrière hat die Lobrede auf ihn gehalten, launig, aber – typisch Carrière – gegen den Strich gebürstet. Im Rollkragenpulli. Was der große alte Mann des Films, ganz feiner Herr im Smoking und von unglaublicher Präsenz, nicht unkommentiert lässt: „Ich glaube, ich bin overdressend.“

Viele Reden, viele große Worte. Doch im nunmehr sechsten Jahr hat der Steiger wohl endgültig seine Form gefunden. Vorbei die Zeiten, in denen den Gästen fast bis Mitternacht der Magen knurrte, in den sie schließlich die Redner lieber gehen als kommen sahen. Gute drei Stunden dauerten die Ehrungen, dann begann das Dinner. „Diesmal sind wir nur 20 Minuten drüber“, freut sich Sascha Hellen, der Organisator und Initiator der Veranstaltung. Er war zufrieden mit dem Abend. Die Gäste waren es wohl auch: Für viele war der Abend erst in der Nacht zuende.