Berlin/Ruhrgebiet. .

Ohne Frage gebe es die sozial abgehängte zweite Generation von Zuwanderern. ,,Aber es gibt auch diejenigen, die sehr gut qualifiziert sind, und die werden für Deutschland immer wichtiger’’, sagt Steffen Kröhnert vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Der Sozialwissenschaftler fordert mehr aktive Zuwanderungspolitik gerade in Sachen Bildung. Er hat sich in Studien damit beschäftigt – und ist zu aufschlussreichen Erkenntnissen gelangt.

Ein Wettbewerbsvorteil

,,Die Qualifikation der zweiten, hier geborenen Generation unterscheidet sich stark nach Herkunftsgruppen.“Mi-granten aus dem Nahen und Fernen Osten, der Europäische Union und Aussiedler besäßen etwa genauso oft einen Hochschulabschluss wie Deutsche. Bei Migranten aus Nah- und Fernost seien es sogar mehr.

Dass diese Migranten aufgrund ihrer Mehrsprachigkeit und interkulturellen Kompetenz international einen Wettbewerbsvorteil haben, davon ist Kröhnert überzeugt. ,,Die Bildungspolitik verhält sich zu dieser Situation aus meiner Sicht gar nicht. Sie tut nichts, um die Leute im Land zu halten, so wie sich auch nichts für einheimische Akademiker tut, die ins Ausland abwandern.”

Doch es gibt auch Bildungsverlierer: ,,Migranten der zweiten Generation aus Afrika, Ex-Jugoslawien und der Türkei haben nur einen sehr geringen Anteil von Akademikern”, erklärt Kröhnert. Was nach Ansicht des Experten geschehen müsste? ,,Vor allem für jene Migrantengruppen, die bisher sehr unterdurchschnittlich im Bildungssystem abschneiden, müssten spezielle Förderprogramme her.”

Natürlich werde über Un-durchlässigkeit und Herkunftsabhängigkeit beim Bildungserfolg gesprochen, was richtig sei. „Doch aus meiner Sicht könnten spezielle Förder- und Motivationsprogramme, zum Beispiel ‘mehr türkische Migranten aufs Gymnasium oder an die Uni’ etwas bringen.”

Das schlechte Abschneiden bestimmter Migrantengruppen, so Kröhnert, ,,liegt nicht an mangelnder Intelligenz, sondern an fehlenden Vorbildern und fehlender Unterstützung.”