Düseldorf. .
Im Prozess gegen die mutmaßlichen Terroristen der „Sauerland-Gruppe“ hat die Veteidigung in ihrem abschließenden Plädoyer für den vierten Angeklagten, Attila S., eine Strafe von unter vier Jahren gefordert. Die Staatsanwälte hatten auf fünfeinhalb Jahre Haft plädiert.
Der an den Anschlagsplänen der Sauerland-Terroristen beteiligte 24-jährige Deutsch-Türke Attila S. soll den Gerichtssaal nach dem Willen der Verteidigung als freier Mann verlassen. Sein Verteidiger Axel Nagler forderte am Donnerstag vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht eine Haftstrafe von maximal vier Jahren für seine Mandanten. Wegen der von S. nach seiner Festnahme in der Türkei verbüßten Haft müsse jedoch die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt werden, verlangte der Rechtsanwalt.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 24-Jährigen Unterstützung einer ausländischen terroristische Organisation und Vorbereitung eines Explosionsverbrechens vor und hat eine Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren gefordert.
Zünder in der Türkei besorgt
Attila S. und die drei Mitangeklagten hatten im Prozess vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf gestanden, im Auftrag der Islamischen Dschihad Union (IJU) Autobombenanschläge auf in Deutschland stationierte US-Soldaten geplant zu haben. S. soll dafür die Zünder besorgt haben.
Dessen zweiter Verteidiger Manfred Gnjidic bezeichnete S. als Mitläufer, dem Ausmaß und Umfang des geplanten Anschlags nicht bekannt gewesen seien. „Er war erschrocken, als er erfuhr, um welche Menge Sprengstoff es sich handelte und dass Zivilisten bedroht wurden“, sagte Gnjidic über seinen Mandanten.
Angeklagter wollte ins Paradies
In seinem Plädoyer betonte der Rechtsanwalt, dass es sich bei seinem Mandanten um einen „zutiefst gläubigen Menschen“ handele, der sich jedoch bei der Auslegung des Islams verlaufen habe. Er sei stets „vom Wunsch getragen gewesen, ins Paradies zu kommen“, sagte Gnjidic. Als er auf den 30-jährigen Mitangeklagten Fritz Gelowicz getroffen sei, habe er in ihm ein Vorbild gesehen und ihm nachgeeifert. Während des Prozesses habe er aber begriffen, den falschen Weg eingeschlagen zu haben. „Was seinen Glauben angeht, steht er vor einem Trümmerhaufen und ist depressiv geworden“, sagte der Verteidiger.
S. hatte laut Anklage die Zünder für die Autobomben in der Türkei beschafft und war dort festgenommen worden. Nagler sagte die damit verbundene Haftzeit in der Türkei mit „unmenschlichen Zuständen“ müsse bei der Urteilszumessung wohlwollend einberechnet werden. Demnach hätte sein Mandant bereits einen Großteil seiner Strafe abgesessen. Daher plädierte Nagel dafür, die Reststrafe zur Bewährung auszusetzen.
Der seit neun Monaten dauernde Mammutprozess wird am kommenden Dienstag mit dem Schlusswort der Angeklagten fortgesetzt. Am 4. März will der Staatsschutzsenat das Urteil verkünden. (apn)